abgefakt: Radio UNiCC
abgefakt: Radio UNiCC

abgefakt: Radio UNiCC

Die Alarmglocken schrillten bereits im Sommer: Das studentische Radio im Schatten der großen Mensa strauchelt: Mitglieder-Mangel, Motivations-Abstinenz, Bologna-Opfer. Die fetten Jahre sind vorbei, die Finanzkrise erreicht auch das nicht-kommerzielle Vereinsleben. Grund genug für re:marx, Radio UNiCC in einem besonders liebevollen abgefakt mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Party over?

Das war:
Eine Idee. Die Vision vom kreativen Radiomachen für alle gelangweilten Magister-Studenten. Eine Spielwiese zum Austoben für alle Möchtegern-Moderatoren, Musik-Nerds und sonstige gescheiterte Campus-Existenzen, die im Verein der Einzig, aber nicht Artigen ihre Erfüllung fanden: Hier konnte man nach Belieben Beiträge basteln, Sendungen mit nun ja ähm „Inhalt“ füllen, irren Ideen Leben einhauchen, die städtische Kulturszene bereichern, gemeinsam Bier trinken, den Abwasch stehen lassen oder seine diktatorische Neigung ausleben. Kurzum: ein Stückchen Kreativ-Anarchie, für alle, die wollten und in ihrem persönlichem Anarchismus ein bisschen engagierter waren als der konventionelle Rest. Arbeitserfahrung und Praxisscheine für angehende Topjournalisten gab es als Geschenk obendrauf. Die Früchte des kunterbunten Vereinsdaseins wurden proud präsentiert im Internet-Live-Stream und zudem täglich eine Stunde lang auf der Chemnitzer Ultrakurzwelle. [102,7]

Das ist (übrig geblieben):
Der Abwasch, das Leergut und ein klaffendes Loch in der Vereinskasse. Ein paar wenige Mitglieder, die sich fühlen müssen wie Will Smith in „I am Legend“, chronische Verzweiflung und ein Berg Erinnerungen an die gute, alte Zeit. Immerhin: der Verein nebst UKW-Frequenz und Internetpräsenz existiert noch, wenn auch durch künstliche Beatmung am Leben erhalten.

Das könnte sein:
Radio UNiCC als popkulturelle Instanz der Chemnitzer Kulturlandschaft, eine musikalische und inhaltliche Bereicherung der grenzwertigen mittelsächsischen Radiolandschaft, eine urbane Plattform für Uni und Stadt, so richtig modern mit Podcasts und schicker Homepage.

Das wird hier wohl nichts mehr:
Radio UNiCC als popkulturelle Instanz der Chemnitzer Kulturlandschaft. Denn der  Wind of Change lässt auf sich warten  – oder hat schwere Atemnot.

Darum muss man da gewesen sein:
Um wenigstens einmal im Leben einen Mischpult-Regler hoch und wieder runter geschoben oder heimlich ins Mikrofon gerülpst zu haben. Oder ganz einfach um die Vision vom studentischen Radiomachen vor dem Verfall zu retten.

 

 

5 Kommentare

  1. Juliane

    Das die Sächsische Radiolandschaft als grenzwertig bezeichnet wird, find ich persönlich auch grenzwertig. Unterirdisch würde die Situation besser beschreiben. Ich hab noch nie ins Mikro gerulpst, das würd mich jetzt nicht un Radio locken. Anarchie funktioniert nicht, wenn langfristig Qualität oder zumindest eine Idee/Vision von einer Sendung bestand haben soll. Schade für die, die Jahrelang das Notfallprogramm abfahren.

  2. Andrea

    Irgendwie traurig, wenn sowas langsam stirbt. Aber leider scheint es so, dass die B.A. Studenten von heute entweder keine Zeit oder kein Interesse mehr haben. Da muß man so schnell wie geht fertig werden, oder so. Vielleicht das Radio für alle zugänging machen, nicht nur Studenten?

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