Unknown Pleasures – Kultur im sächsischen Manchester. Teil Zwei: Musiker-Leben mit Bombee.
Unknown Pleasures – Kultur im sächsischen Manchester. Teil Zwei: Musiker-Leben mit Bombee.

Unknown Pleasures – Kultur im sächsischen Manchester. Teil Zwei: Musiker-Leben mit Bombee.

Die ohnehin recht übersichtliche Chemnitzer Club-Szene ist derzeit stark angeschlagen: Erst musste das Atomino vom Brühl weichen – jetzt steht auch noch dem Weltecho dank Bürgerinitiative mitsamt Klage ein ähnliches Schicksal bevor.
Während die Bühnen nach und nach im Nichts verschwinden, hat sich re:marx für den zweiten Teil der „Unknown Pleasures – Kultur im Sächsischen Manchester„-Reihe auf die Suche nach jener seltener Spezies begeben, die mit den Bühnen dieser Stadt auch ein Stück ihres natürlichen Lebensraums zu verlieren droht: Chemnitzer Musikern.

Gefunden haben wir Philipp und Felix von Bombee, die mittlerweile so was wie ein echtes Schwerkaliber der hiesigen Elektro-Pop-Szene sind und erst unlängst (also im September 2013) mit ihrer aktuellen EP „Aurelia“ auf Deutschlandtour gingen, um den sagenumwobenden Chemnitzer Band-Spirit weit über die Grenzen Sachsens hinaus zu tragen.

Ein Gespräch über das Musiker-Daseins in Chemnitz, und darüber, wie es nach ihrer im Oktober erschienen „Aurelia EP“ weiter geht, was für 2014 alles geplant ist und wie schlimm das P1 in München wirklich ist.

Wie geht’s euch?

P: Gut.
F:: Ich habe mir das Knie verdreht. Ich bin hingefallen.
P: Er war angeblich nicht betrunken.
F: War ich auch nicht. Ich bin einfach nur hingefallen, weil es glatt war.

Wie seid ihr zur Musik gekommen?

P: Ich habe mit der Gitarre angefangen. Meine Eltern hatten früher, als ich ganz klein war, viele Jimmi Hendrix Platten in ihrem Plattenschrank und das lief dann auch ganz oft bei uns. Da habe ich beschlossen, dass ich Gitarre spielen will, weil ich das genau so spielen wollte wie der.
F: Kannste ja fast.
P: Dann habe ich auf einer Akkustik-Gitarre gespielt und mir vorgestellt, dass ich so spiele, wie Jimmi Hendrix. Später hatte ich dann Gitarrenuntericht, so mit 14 oder 15.
F: Ich habe mit Klavier angefangen, weil ich das Klavier von meinen Großeltern bekommen habe und da wollte ich das richtig spielen können. Dann habe ich drei, vier Jahre Unterricht genommen.
Dann hab ich meine Liebe zu Hiphop entdeckt. (Gelächter)
Danach wollte ich auch solche Beats bauen. Ich hab dann irgendwann Frutiy Loops gekriegt und hab erst mit den Standard Dingern, die dazu waren, angefangen und dann Sample-Hiphop gemacht. Irgendwann hab ich es selber eingespielt.

Wie läuft ein normaler Studio-Tag im Hause Bombee eigentlich ab?

F: Meistens reden wir erstmal eine Stunde über irgendwas.
P: Wir trinken viel Kaffee und rauchen viel. Das ist so der Anfang von jedem Studiotag. Dann gehen wir ins Studio und einer hat eine Idee, die ausgebaut wird, bis etwas Interessantes daraus entsteht. Die Grundidee kann eine Klaviermelodie oder eine Chordfolge auf der Gitarre sein. Das wird dann aufgenommen und wird immer weiterentwickelt. Es kommen andere Instrumente dazu oder fallen weg usw. Es wird gesamplet und wieder gesamplet und irgendwann ist das vielleicht in einer Form, wo wir dann sagen: „Das ist ok so für den Anfang“ Irgendwann kommt Alex dazu und…
F: hört sich das dann an und sagt, ob das geil ist, was wir die letzten fünf Stunden gemacht haben, oder ob das nicht so der Hit ist.
P: Wir haben auf jeden Fall ganz viele Skizzen. Die Musik entsteht aus ganz vielen Ideen und an einem Tag machen wir manchmal drei solcher „Ideen“. Also, dass es dann so kurze Loops gibt, die wir dann auch jemandem zeigen können und aus dem ganz großen Ideenpool können wir mit Alex zusammen rausfischen was passend und was eher Quatsch ist.

Also habt ihr quasi einen Riesenvorrat an abgespeicherten Ideen?

P: Ja, zur Zeit wird das irgendwie immer mehr.
F: Jetzt haben wir uns ja bei der EP erst aufeinander eingeschossen und gelernt miteinander Musik zu machen. Nachdem die Ep fertig und die Tour vorbei war, haben wir jetzt angefangen sozusagen weiter zu trainieren. Wir haben keinen richtigen Plan, wie es jetzt klingen soll, wir arbeiten jeden Tag daran, dass es sich weiterentwickelt. Schon so eine Art Training finde ich.
P: Wir können zur Zeit ja auch viel experimentieren, was ganz cool ist. Wir arbeiten nicht auf das nächste Album hin, was ja bestimmt irgendwann dieses Jahr kommt, sondern wir probieren Ideen aus, für die uns sonst gar nicht die Zeit bleibt.

Wie war die Tour? Was war das schönste, was das schrecklichste Erlebnis?

P: Das Schrecklichste ist ganz einfach zu beantworten. Und zwar war das in München das P1. Da sind wir mit der Ansage hingefahren, dass es dort immer voll ist und dass es dort gar nicht so schlimm ist, wie immer alle sagen.
F: Und dass die auch was cooles machen wollen und weg wollen von ihrem Image und deswegen irgendwie auch so kleine Live Konzerte machen wollen. Auch irgendwas mit Inhalt und nicht bloß „Gina Lisa Techhouse Party“
P: Ja, aber Ende vom Lied war, dass wir aufwändig aufgebaut hatten und irgendwann kam die Zeit, als die Türen aufgingen und es war keiner da.
F: Dann kam so eine Gruppe Afterwork-Mittvierziger.
P: Die haben dann zu Felix‘ Dj Set getanzt und sich einen Cocktail gekauft für 8 Euro um dann vor dem Konzert wieder abzuhauen.
F: Und beim Konzert selber waren vielleicht sieben Leute. Inklusive Veranstalterin und Freund. Das war total schön und toll und die Leute sind alle übelst freundlich in München.
P: Achja, da ist noch eine gute Anektode, als wir Mittags auf den P1 Parkplatz wollten. Da gibt es auch extra Parkplätze für Ferrari oder Porsche, wo steht, dass man da dann nur mit einem Porsche parken kann. Aber als wir dort reingefahren sind, wurden uns tatsächlich 5€ Parkgebühren aus der Tasche gezogen, damit wir dort aufbauen dürfen.
F: Weil es den Parkwächter da ja nicht interessiert, dass wir eine Band sind, die da aufbauen muss und Zeug in den Club räumen muss. Er muss sein Geld für seinen Parkplatz nehmen und so ist München losgegangen. Der erste Minuspunkt des Tages war diese Parkgebühr.
Das Schönste war, nicht allzu überraschend Chemnitz, weil es übelst voll war und die Leute gut drauf waren und alles geklappt hat.
P: Der ganze Abend hat auch einfach nur gepasst. Die Vorband Caspian Sea Monster ist eine super Band, mit der wir zusammen spielen konnten. Kid Pedro hat super aufgelegt. Ich fands super
F: Irgendwie war es auch ganz sehr schön zu Hause anzukommen und die Leute waren nett und der Sound war gut, das Licht war gut und alles hat funktioniert.

Wie geht es denn eigentlich dem Chemnitzer Musiker?

F: Naja, so richtig viele neue Sachen nehme ich gerade nicht so wahr, abgesehen von Caspian Sea Monster, die echt ne coole Band sind, weil die sich aus mehreren guten Chemnitzer Bands zusammengefunden haben. Diese Zutaten aus den verschiedenen Bands sind „risch guddi“
P: Ich denke auch, dass viel an uns vorbei geht. Also ich gehe nicht oft weg und krieg das kaum mit aber auch Internet-mäßig bekomm ich nicht viel mit.
Gab es eine Zeit, wo das mehr war?

F: Also ich finde, dass die Manias im Atomino immer einen guten Querschnitt bilden, was es an guten Musikern in Chemnitz gibt. Das sind ja oftmals die Gleichen und da sieht man sie mal alle (wieder).
P: Aber ich glaube, das ist nur ein Personenkreis, der sich da bewegt. Das Coole in Chemnitz ist ja, dass die verschiedenen Genres miteinander rumhängen, also dass man den Pandaro genau so kennt, wie Kraftklub, weil alle auf die gleichen Parties gehen. Aber es gibt mehr solcher Personenkreise. Letztens war ich auf einer „Bands in Chemnitz“ Seite. Da standen vielleicht 20 Bands und ich hatte von noch keiner was gehört.

Was sind denn Bombee’s Pläne für die nächste und weitere Zukunft?

P: Nächstes Jahr kommt sicherlich ein Album.
F: Das ist ja auch das Ziel.
P: Ende Februar wird es eine Tour geben, die wir gerade planen und wir basteln viel im Studio. Wir wissen selber gerade noch nicht, wo die Reise hingeht, aber das wird schon alles.
F: Einfach versuchen sich weiter zu entwickeln und nicht stehen bleiben. Immer einen Schritt weiter gehen und gucken, wo man so spielen kann. Die Februar Tour ist der erste Test, wo man schaut, wie das hinhaut und ob man danach weiter auf Tour geht und Musik macht. Also Album und Tour sind die großen Dinger, die cool werden sollten, wenn alles zufriedenstellend klappt.

Angenommen, wir verbringen einen Tag mit Bombee, wo essen wir dann nachmittags ein Eis?

P: Ich bin gar kein großer Eisfreund
F: Winter’s Eisgarten

Wo trinken wir einen Kaffee?

F: Das Ankh kann ich gut leiden.
P: Na hier steht doch ne Bodum im Studio. Alles super.
F: Emmas Onkel ist auch gut.

Wo trinken wir ein Bier?

F: Bestimmt im Atomino
P: Man kann auch ins aaltra gehen, da war ich nur ein Jahr nicht mehr. Früher war ich da aber gerne. Wenn Kneipe, dann aaltra.
F: Kommt auch auf den Tag an. Mittwoch würden wir in den Fuchsbau gehen, nein Brauclub! Wenn du ein richtig gutes Bier willst, dann im Brauclub. Aber viel mehr als Atomino, Aaltra oder Weltecho gibt es ja nicht. Je nachdem was gerade näher ist. Vielleicht noch Diebels Fasskeller (Gelächter)

An welchem Ort würdet ihr am liebsten ein kleines Liebhaberkonzert geben?

F: Irgendwo an der Zschopau fände ich schön. So Richtung Braunsdorf raus.
P: Ich fände eine Wiese außerhalb der Stadt gut.

 Wo gibt’s am nächsten Tag das Katerfrühstück mit Bombee?

F: Bei meiner Mutter. Wir fahren alle dahin, da gibt’s gutes Essen.
P: Klingt gut, ich fahr mit.

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