Dieunterenzehntausend, 1. Konzert: Friends of Gas
Dieunterenzehntausend, 1. Konzert: Friends of Gas

Dieunterenzehntausend, 1. Konzert: Friends of Gas

Am kommenden Dienstag startet Dieunterenzehntausend, eine Veranstaltungs-Kooperation von Re:marx und dem Atomino, bei der wir tief ins Chemnitzer Veranstalter-Leben eintauchen und uns danach auf jeden Fall in misanthropischen Konzertberichten verlieren werden, ganz egal wie viele Leute kommen.

Den Auftakt machen Friends of Gas, und die sind mindestens die Band der Stunde, obwohl sie aus München kommen. Alles, was ihr sonst noch über die Band wissen und warum ihr am Dienstag unbedingt ins Atomino kommen müsst, steht in unserem Bandportrait.



Band:
Friends of Gas 
Der Name:
klingt für eine deutsche Band erstmal eher geschmacklos und ist vielleicht auch bewusst provokativ gemeint. Nun hat „gas“ im Englischen aber viele lustige Bedeutungen, vor allem im Urban Dictionary. Vor allem leitet es sich aber aus dem griechischen „Chaos“ ab — und das ist ohnehin der beste Aggregatzustand. 
Herkunft:
München
Das finden alle komisch, weil:
man in München offenbar nur Weißwurst zutschen und dabei bumsfidele Blasmusik hören kann. Oder man sitzt im Nerz beim Dalmayers und schlürft Austern. Jedenfalls ist dort alles schön: die Berge am Horizont, das Bier in den Maßkrügen, die Schwarte am Schweinebraten, sogar die Innenstadt sieht prächtig aus, fast schon italienisch. Die Sonne scheint die ganze Zeit und der FC Bayern wird immer Meister — düster hingerotzte Töne und passiv-aggressive Post-Punk-Ästhetik haben dort jedenfalls nichts zu suchen, da ist sich die Kulturpresse einig. Vielleicht ist der Berliner  einfach nur beleidigt, weil ihm der Weißwurst-Äquator-Native nun in den dreckigen Hauptstadt-Schacht spuckt. Musik, die klingt als würde sie im Berliner Untergrund keimen, aber aus der mondänen Lederhosen-Metropole München kommt: Das Feuilleton ist verwirrt.
Mitglieder: fünf
geöffnete Genre-Schublade: neue deutsche Avantgarde-Post-Kraut-Punk-Welle
Das Album: heißt „Fatal schwach“, was fatal sympathisch klingt, und erschien im Oktober beim Berliner Label Staatsakt. Produziert wurde es von Martin Rieger, das ist der Typ von „Die Nerven“ und von „All diese Gewalt“ und sowas wie der neue Noise-König von Deutschland.

klingt wie: Sonic Youth, Surrogat, Savages, Joy Division, Nena Hagen
klingt nicht wie: Sportfreunde Stiller
Passt nach Chemnitz, weil: Chemnitz das neue München ist, nur umgekehrt. So trüb, dass man sich wundern muss, wenn mal was Freundliches aus der Stadt kommt.

Wie wir das finden:
„Weiß nicht, klingt mir zu sehr nach NDW“
„Ich will versuchen einen Text über die Band zu schreiben, ohne Holocaust-Witze zu machen“
„Boah, das ist schon geil“
„Dasistechtkrass.“
„Das passt so gut nach Chemnitz“
„Weiß nicht, ist mir doch ein bisschen zu fröhlich“
„Wir haben wirklich ein super Booking“ 

Wie andere das finden:
„Da will der eingeschüchterte Hörer dann kaum noch widersprechen, lässt sich mitreißen in einen Kosmos aus Wut und Verdruss und gerät dabei fast in Versuchung, sich – eine 80er Jahre Lederjacke tragend – die Pulsadern aufzuschlitzen.“ (laut.de

„Fatal schwach“ ist Noiserock, der sich in seiner rohen Energie selbst genug sein darf. Der keine Slogans braucht, um seine Wucht zu transportieren. Und ist gerade deshalb ein großer Wurf für alle Wütenden.“ (taz)

„Postpunk für depressive Schlauköpfe, die dem klischeehaften Terrarium der bunten Warenwelt mal wieder einen Glasschlag wünschen.“ (intro.de

„Ganz großes Krautrock-Kino“ (tagesspiegel)

Zwei Freikarten: könnt ihr gewinnen, wenn ihr uns verratet, warum ihr ausgerechnet am Valentinstag im Atomino wütend sein wollt. Hinterlasst uns einfach einen Kommentar unter dem dazugehörigen Facebook-Post.
Das Konzert: findet am Dienstag, den 14.02.2017,  im Atomino statt. Los geht’s 20 Uhr. Es spielen zwei Bands und ein DJ. Der Eintritt beträgt acht Euro.

Feuilleton-Poesie:
Aus den meistgenutzten Wörtern in Friends-of-Gas-Reviews haben wir für euch zum Schluss noch ein verstörendes Gedicht geschrieben. Das machen wir jetzt immer so. Warum wissen wir auch nicht.

neue deutsche
Kältewelle
Wut

stoische Rhythmusgruppe
wie Peter Hook
Bass Bass
Bass
Wut

Neue Deutsche Welle
Noise-Rock Krautrock-Kino
Krach
eine Wand eine Wucht
Wut

kehliges Schreien
wortgewaltige demagogische
Stimme
Wut

rohe Energie raues
Organ
nicht einverstanden sein
Wut

düster dreckig
dringlich fiebrig
brachial
Pulsadern aufschlitzen

 

 

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