Dieunterenzehntausend, 3. Konzert: Mile Me Deaf
Dieunterenzehntausend, 3. Konzert: Mile Me Deaf

Dieunterenzehntausend, 3. Konzert: Mile Me Deaf

Über Österreich schreiben ist immer dankbar, weil man kunstvoll mit Klischees arbeiten kann, während man stilvoll im Kaffeehaus sitzt und am Schlagobers nippt. Österreich ist also ein bisschen wie Chemnitz: Was hier betongraue Hässlichkeit, Kellnberger und Nazis  sind, sind dort die schmähbedeckten Berge, Sissi und Hitler.
Am 20.04. findet also das nächste DUZ-Konzert im Atomino statt, mit Mile Me Deaf, einer Band aus Österreich. Diese Information ist rein zufällig und hat nichts mit re:marx zu tun.

 

Band: Mile Me Deaf
Der Name: klingt mit einem mittelmäßig mittelsächsischem Englisch ausgesprochen immer wie der Name eines stark gehypten, aber längst vergessenen  Chillwave/tropical Witchhouse-Acts aus dem Jahr 2010, als Indie noch true war und re:marx gegründet wurde.  „Miami Death?“ – Nie gehört!“
Herkunft: Wien
Das finden alle komisch, weil: Das perfekt in die DUZ-Reihe passt. Zuerst gab’s wütenden Post-Punk aus dem Schicki-Micki-Schweinshaxen-Mekka, dann psychedelische Kräuter-Bonbons aus der Schweiz, und jetzt trippy Indie-Pop aus Wien, also Österreich, dem Kanada der Alpen. Wo nicht nur der Enzian herrlich blau blüht, sondern auch die Indie-Szene floriert, und blau der Austropopper an der Bar steht. Dennoch müssen alle ehrgeizigen Rezensenten eifrig erwähnen, wie erstaunlich es doch ist, dass aus Wien jetzt auch Musik kommt, die mal nicht nach durchgeschwitzter Lederjacke und sarkastisch auf den Prater gespucktem Schmäh klingt, sondern nach internationaler Indie-Referenz. Oder einfach nur so ähnlich wie Tame Impala. Austria oder Australia — Hauptsache Austropop!
Mitglieder: Vier. Frontmann Wolfgang Möstl spielte vorher übrigens bei den Szene-Lieblingen „Killed By 9V Batteries“ und ist aktuell nebenbei noch Gitarrist bei den Sex Jams. Er ist nicht der Sohn von Rainhard Fendrich und hat keine Cousine in Bologna.
Das aktuelle Album: heißt Alien Age, erschien Anfang des Jahres und ist ziemlich gut. Jemand hat schon darüber geschrieben und zwar folgendes:
„Scheiß auf Tame Impala, hier kommt Mile Me Deaf – ganz hart, ganz geil!“ (Intro)

 

Wie wir das finden: Nach den Gefühlsverwirrungen, die Fai Baba mit ihrer „Sad and Horny“- Philosophie bei uns ausgelöst haben und den Wutausbrüchen beim Friends of Gas-Gig sehnen wir uns nach musikalischer Stabilität, nach Bergen, Bier und Biedermeier. Das bieten Mile Me Deaf zwar nicht, dafür aber luftigen Psych-Pop, der Lust auf einen sattelfesten Sommer macht, auch wenn am Donnerstag vermutlich Schnee liegen wird. Zu dieser Musik wollen wir abends im Aaltra-Biergarten über abgefakts brüten, den Chemnitz-Rundweg auf Pilzen benordicwalken oder am Uferstrand unsere längst verkaufte Seele baumeln lassen. Es wird fresh und fesch, also seids net so bleed und bleibt daham, sondern kommt und kokst mit uns im Backstage.
klingt wie: Tame Impala 2010, The Beatles 1967, Deerhunter, The Avalanches und alle psychedelisch bunten Schattierungen im spektralen LoFi-Bereich dazwischen, allerdings mit kaleidoskopischen Samples als Alleinstellungsmerkmal.
klingt nicht wie: Falco, Strauss, Mozart, dekonstruierte Heimat-Klischees 
Das Konzert: findet am Donnerstag im Atomino statt. 20 Uhr ist Einlass, pünktlich geht’s los. Es wird wie immer groß.

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