Auf 12 Giselas mit: Philipp Fröhlich
Auf 12 Giselas mit: Philipp Fröhlich

Auf 12 Giselas mit: Philipp Fröhlich

Wir von re:marx haben es uns unter anderem zur Aufgabe gemacht, Menschen vorzustellen, die sonst eigentlich fast nur im Hintergrund arbeiten, aber gleichzeitig sehr viel für diese Stadt tun. Um zu würdigen, was geleistet werden kann, wenn man fest an etwas glaubt (ohne jetzt allzu pathetisch zu klingen). Wer erfolgreich unter anderem Acts wie GTRONIC, Dumme Jungs, und Duo Synchron in die „alte graue Stadt“ lockt, gehört auf jeden Fall in diese Kategorie.

Seit wann bist Du hier?

Eigentlich seit 1989. Hatte aber zwischen durch eine Unterbrechung von sechs Jahren, in der ich zuerst in Leipzig, und dann in Berlin gewohnt habe.
Philipp FröhlichWarum bist Du hier?
Ich bin vor drei Jahren wieder nach Chemnitz gekommen, um eigentlich hier mein Abi nachzuholen. Ich fand, dass man das in Chemnitz besser machen kann, als in Berlin, aufgrund der dortigen Ablenkung. Und da ein Großteil meiner Familie noch hier wohnt, es für mich immer noch ein Stück Heimat ist, und weil es hier für mich schöner und gemütlicher ist.

Was ist Deine Mission?
Mission klingt für mich schon enorm hochtrabend und in gewisser Weise auch etwas übertrieben. Es war nicht mal unbedingt mein Ziel, als ich hierher gekommen bin, irgendwelche Parties zu veranstalten. Das hat sich erst alles ergeben. Ich habe zuerst im Weltecho an der Bar gearbeitet. Dann ging’s mit Rumpel Spielchen los, wo ich ausprobieren wollte, ob ich eine Party veranstalten kann, wo die Musik läuft, die mir gefällt. So etwas gab es davor nicht, abgesehen von Ramba Zamba, aber auch nicht mit so viel Druck, wie ich das wollte.
Jetzt habe ich mir zum Ziel gemacht, Chemnitz lebenswerter zu machen, weil viele sich beschweren, dass zu wenig los sei, und deswegen auch unter anderem die Stadt verlassen. Ich empfinde das überhaupt nicht so – Chemnitz ist eine sehr schöne Stadt: Wir haben tolle Voraussetzungen, und auch coole Clubs (bisher vor allem das Weltecho und das Atomino, wo ich jetzt auch noch die Zukunft mit dazuzählen würde).
Ich habe natürlich nicht das Gefühl, dass Leute nur wegen mir hier bleiben. Das wäre maßlos übertrieben. Aber es ist so ein kleiner Lichtblick für Leute, die hier wohnen. Es ist hier ja auch schon etwas familiär – wenn du in einen Club gehst, kennst du die Leute. Für einige ist das langweilig, aber ich finde das schön. In anderen Städten muss man mit zehn Leuten zusammen auf Party gehen, und hier kannst du auch mal alleine gehen, und du hast jemanden da. Es ist schon eine Art Familie.

Was sind Deine fünf Lieblingssongs?
Zunächst einmal Rizzle Kicks. Das sind zwei Rapper aus Brighton. Hier ist es mir sehr schwer gefallen, ein Lied rauszusuchen. Ich habe mich für „Down With The Trumpets“ entschieden. Drüben sind die richtig groß, und werden auch von BBC gepusht. Hier jedoch leider gar nicht. King Kong Kicks haben bei Facebook mal ein Video von denen gepostet, und so bin ich auf die aufmerksam geworden. Die kommen enorm entspannt rüber, sind aber leider für Chemnitz etwas zu teuer. Es empfiehlt sich auch auf jeden Fall, sich die Videos von denen anzusehen.
Mein zweiter Track ist 16bit, mit „Chainsaw Calligraphy“. Das ist ein sehr abgedrehtes Lied, und mit dem verbinde ich auch etwas, weil ich die Anfang 2009 im Atomino gesehen habe, und das für mich meine erste Dubstep-Party war. Das war für mich generell das erste Mal, dass ich mit der Musik in Kontakt gekommen bin. Ich stand da, und die Musik hat etwas mit mir gemacht, was ich vorher so noch nicht erlebt habe. Es hat mich direkt vollkommen mitgerissen. Ich hätte auch jedes andere Lied von denen nehmen können. 16bit im Allgemeinen bedeuten mir sehr viel. Da kann man den Leuten von Kode Dubstep nur sehr großes Lob aussprechen, weil die auch immer wieder Künstler nach Chemnitz bringen, kurz bevor die richtig durchstarten.
Justice mit „Waters Of Nazareth“ ist für mich auch ein Killersong. Bei dem bekomme ich immer noch Gänsehaut, wenn ich ihn höre. Ich habe die vor vier Jahren in Berlin im Club Maria gesehen. Das war kurz vor dem großen Hype. Ich kannte die bis dahin nicht, und Freunde haben mich überredet, dort mit hinzugehen, auch wenn die Karte damals schon 25 Euro gekostet hat. Vor dem Club stand ein Typ, der mir die Karte für 80 Euro abkaufen wollte, woraufhin ich mir dachte, dass es schon echt gut sein muss, wenn der mir so viel Geld dafür anbietet. Es war dann auch letztendlich ein grandioser Abend. Im kommenden Februar sind sie auch wieder in Berlin. Dieses Mal jedoch in der Columbiahalle, was nicht unbedingt zusammen passt. Sehr empfehlenswert ist übrigens auch deren Tourdokumentation „A Cross The Universe“, wo man erst mal die Ausmaße erkennt.
Raupe alias Richard Unterberg hat vor nicht allzu langer Zeit einen Remix von „Siberia“ für Lights, einer Sängerin aus den USA, produziert. Die hatte einen Remix-Contest. Richard produziert derzeit selbst sehr viel, und ich denke man muss als Künstler, wenn man einen Remix macht, überlegen: Das eine ist mein Style, und das andere ist der Song. Du kannst also aus einem sehr poppigen Song nicht ein totales Brett machen. Ich finde, dass der Remix zeigt, dass Raupe abwechslungsreich und wandlungsfähig sein kann, weil das, was er sonst macht, schon sehr nach vorne geht. Wie zum Beispiel auch TiKayOne, der hauptsächlich Dubstep produziert, aber dann auch Teile des Casper-Albums, was im übrigen auch ein Beweis dafür ist, dass Chemnitz mehr zu bieten hat, als alte Menschen, wenn man dabei auch noch an Suralin, Bombee, und eben auch Kraftklub denkt. Das hat alles Potenzial und ist einfach gute Musik, die aus Chemnitz kommt.
Beim letzten Lied habe ich es mir ehrlich gesagt einfach gemacht, und bei iTunes geschaut, welchen Song ich am meisten gehört habe. Das ist „Trials Of The Past“ von SBTRKT. Die habe ich dieses Jahr beim Melt! gesehen. Das war auch sehr atemberaubend.

Dein Lieblingsplatz in Chemnitz?
Das ist auch nicht ganz leicht, weil ich mich in Chemnitz generell wohl fühle. Deswegen gibt es den einen Lieblingsplatz nicht. Aber natürlich gibt es ein paar Orte, wo ich gern bin. Das ist zum einen bei mir zu Hause. Ich wohne in der WG seit drei Jahren, habe es mir jetzt wirklich wohnlich gemacht. Dann aber auch auf meinem Fahrrad. Da verbringe ich sehr viel Zeit damit, das schön aufzubauen. Und dann gibt es noch einen Ort, dort war ich, seitdem ich in Chemnitz wohne, erst ein Mal – deswegen ist es für mich eigentlich schwer, diesen Ort als Lieblingsplatz zu bezeichnen. Aber nichtsdestotrotz: Auf dem Fuchsberg. Das ist im Zeisigwald. Dort gibt es einen Berg, der wirklich schwer zu finden ist. Von dort aus hast du einen Ausblick über komplett Chemnitz. Das ist wirklich sehr idyllisch.
Das Weltecho ist eben auch ein schöner Ort. Weil ich dort viele Stunden verbringe, und viele Menschen kennen lerne. Fast schon wie ein zweites zu Hause. Aber trotzdem verbinde ich das Weltecho auch mit Arbeit, zum Teil auch mit Stress und Spannung, und das macht eben einen Ort auch unsympathisch, wenn man ihn mit so etwas verbindet.

Vielen Dank auch an dieser Stelle noch einmal an Herrn Fröhlich für die Zeit, Offenheit, und natürlich auch Giselas. Lassen wir uns überraschen, mit welchem Act er uns als nächstes überrascht.

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