Gewisse Dinge im Leben ziehen sich wie ein megalaaaaaaanggezogener und ordentlich durchgeknatschter Kaugummi durch das Leben – erst dauert es ewig, bis es zu Stande kommt, dann mindestens noch einmal genauso lange, bis es vollendet wird. Unser Interview mit der selbsternannten besten Chemitzer Zwei-Mann-Skatepunk-Kombo …Thanks And Get Ready! zählt auf jeden Fall dazu. Aber was lange währt, … ihr wisst schon. Deswegen also hier das Interview inklusive den zugegebenermaßen nicht kreativsten Fragen zu Beginn. Aber das Eigenleben – darum geht’s! Und YOLO sowieso.
Wann habt Ihr Euch gegründet? Dabei handelt es sich übrigens um die einzige Frage, die ich mir vorher ausgedacht habe.
Jakob: In einem Land vor unserer Zeit. Vor Äonen von Jahren. 2009.
Wie ist es dazu gekommen?
Jakob: Wir kannten uns schon vorher aus dem Vogtland, in dem wir beide aufgewachsen sind und unterschiedliche Bandprojekte hatten, und haben einen Gig zusammen gespielt, der uns immer gut in Erinnerung bleiben wird.
Warum?
Jakob: Weil es einfach schön war. Das war in der Turnhalle in Eich bei einem Sportlertreffen von Manuel Z.’s großem Bruder. Es ist eigentlich nichts Besonderes passiert. Am Ende haben wir noch Blitzkrieg Bop zusammen gespielt – das muss jede gute Schülerband mal gecovert haben. Ich habe dabei sogar mein Plektrum verloren und mir den Daumen blutig gespielt. Aber da ich so im Rausch [selbstverständlich im Rausch des Gitarrespielens] war, habe ich das in dem Moment nicht einmal realisiert.
Ihr seid ja nicht nur bei …Thanks And Get Ready! aktiv. Was sind Eure anderen Projekte?
Jakob: Also ich bin nur bei …TAGR!.
Christoph: Ich habe zur Zeit noch Polis, Jan Mas und den Arbeitskreis für moderne Instrumentalmusiker. Zusätzlich mache ich noch allein Musik.
Jakob: Man nennt ihn auch Ohne Bums in Fachkreisen. Frag lieber nicht warum.
Wie würdet Ihr Eure Musikrichtung beschreiben?
Christoph: Jakob – du bist der Musikredakteur!
Jakob: Die Frage hören wir jedes Mal, wenn wir interviewt werden – also circa drei Mal am Tag. Aber nagut – es ist das, was man mit einem Schlagzeug, einer Gitarre und polyphonem Gesang machen kann. Es geht schon in die Richtung Skatepunk. Melodiös. Manchmal ein wenig härter, manchmal etwas seichter.
Das Interview hätte ehrlich gesagt schon viel früher stattfinden sollen. Der Cliffhanger war Eure „Tour“ durch Ungarn Ende April. Was ist dort passiert?
Christoph: Der ursprüngliche Plan bestand darin, über einen Bekannten von uns, der in dem Land Leute kennt, ein paar Gigs dort zu spielen. Von Stadt zu Stadt zu reisen und nebenbei ein wenig Urlaub zu machen. Wir hatten vier eigentlich vier feste Gigs. Zwei Tage bevor wir losfahren wollten, bekam Jakob eine Mail mit dem Inhalt, dass drei der vier Gigs abgesagt wurden – aus sehr fadenscheinigen Gründen. Ein Club hatte kein Geld, ein anderer hatte Probleme mit der Polizei – und der dritte angeblich keine Vorband gefunden. Macht natürlich ganz viel Sinn, zudem noch alle drei gleichzeitig abgesagt haben. Es wäre sinnlos gewesen, nur für den vierten das ganze Equipment mitzunehmen – deswegen hatten wir uns dafür entschieden, einfach nur so mit ein paar Freunden Urlaub zu machen.
Ihr habt bisher zwei EPs und ein Album veröffentlicht.
Christoph: Genau – die erste EP haben wir komplett selbst aufgenommen und produziert.
Handelt es sich dabei um diese ominösen Trailer Park Sessions?
Christoph: Nein – das sind Aufnahmen, die eigentlich vor dem Album entstanden sind. Die Gesangsaufnahmen wurden unter anderem in einem Wohnanhänger aufgenommen – deswegen auch der Name. Die haben wir noch einmal herausgekramt und remastered. Die Aufnahmen selbst sind aber eigentlich älter als die vom Album.
Eure Veröffentlichungen sind alle kostenlos bei Bandcamp zu haben. Warum?
Jakob: Weil über das Internet eh niemand unsere Musik kauft und es deswegen sinnlos ist, dafür Geld zu verlangen.
Christoph: Außerdem – wer das umsonst haben will, kann sich das so oder so umsonst besorgen.
Jakob: Ich mag es auch selbst, wenn ich bei Bandcamp Musik kostenlos herunterladen und mir die Band zu Gemüte führen kann und hinterher vielleicht doch noch etwas von denen kaufe oder auf ein Konzert gehe.
Christoph: Es ist aus Promotiongründen sinnvoll, weil man sich vor einem unserer Konzerte alles anhören kann und dadurch einen gewissen Eindruck besitzt. Man kann auch nicht sagen, dass wir dadurch weniger CDs verkaufen. Wem es wirklich gefällt, der kauft sich trotzdem die CD. Mit Polis und meiner anderen Band haben wir es genauso gemacht und als so eine Art Werbeaktion unser Album kostenfrei zur Verfügung gestellt. Kann man sich auch sehr gut gegenüber anderen Bands profilieren. Bezahldownloads finde ich persönlich einfach schwachsinnig – für irgendwelche Daten etwas zu bezahlen. Wenn ich für Musik bezahle, dann will ich auch ein geiles Artwork dazu und etwas in der Hand haben.
Jakob: Wenn es nämlich nur noch im Süden von Deutschland ein kleines bisschen Internet gibt, dann sind die alle angearscht, weil sie keine Mukke mehr haben. Wenn dann die Apokalypse da ist und der Atomkrieg, dann habe ich wenigstens noch meine Schallplatten.
Warum covert ihr eigentlich nichts?
Christoph: Weil covern schwul ist!
Jakob: Ich habe ja vorgeschlagen, Taylor Swift und Another Day In Paradise von Phil Collins zu covern, aber das ist leider auf taube Ohren gestoßen.
Christoph: So ganz stimmt das eigentlich auch nicht. Wir haben bereits einen Song der Doc Foster Band gecovert, wo wir uns auch sagenhaft darauf vorbereitet haben. Also ungefähr fünf Minuten.
Jakob: Stimmt – und die haben einen Songs von uns gecovert, hatten sich wirklich vorbereitet und das klang auch total geil. Wir klangen dagegen dilettantisch wie die Gartenzwerge. Wenigstens heuchelten sie danach ihre Zuneigung. Aber danach gab’s Wurst – spätestens ab da war alles wieder gut.
Vor „kurzem“ [das war Ende Juni – meine Güte – wie schnell die Zeit vergeht …] habt Ihr zusammen mit Euren Idolen Captain Planet zusammen gespielt.
Christoph: Mit Jakobs Idolen!
Jakob: Ich würde jetzt nicht von Idolen sprechen – denn ist es ja nicht so, dass wir beide permanent gleichzeitig von der Band Shirts tragen [natürlich tragen genau in dem Moment beide gleichzeitig ein Shirt von der Band].
Gekommen ist es dazu durch diese ominöse Vetternwirtschaft. Ein bekannter Ex-Chemnitzer DJ und Booker hat uns aufgrund seines relativ neuen Jobs in der Scheune in Dresden dorthin gebracht. Zusätzlich er hat mit meiner Freundin zusammengewohnt, und die hat ihn die ganze Zeit bekäst, dass er uns mal booken soll.
Christoph: Es war insgesamt ein sehr gelungener Abend.
Jakob: Mir hat es auch sehr gut gefallen, vor allem wenn man bedenkt, welche Größen bereits auf der Scheune-Bühne standen.
Christoph: Polis, wir, …
Jakob: Ich will nicht wissen, wer schon im Backstage gekotzt hat…
Christoph: Aber eine hübsche Frau hat mir dabei zugeguckt! Und dann bin ich kurz danach eingeschlafen, und die saß immer noch da und hat mich angeguckt. Also eine halbe Stunde später etwa. Ganz schön seltsam so im Nachhinein.
Captain Planet ist schon die größte Referenz, die ihr bisher vorweisen könnt, oder?
Jakob: Und Joachim Deutschland!
Christoph: Stimmt – das war in der Sanitätsstelle in Chemnitz. Wir waren eine von gefühlten zwölf Vorbands.
Jakob: Aber wenigstens die erste.
Christoph: Die haben da wirklich versucht, sämtliche Chemnitzer Bands im Vorprogramm unterzubringen, damit sich alle in ihr Portfolio reinschreiben können, zusammen mit Joachim Deutschland gespielt zu haben.
Der Auftritt von ihm selbst war ehrlich gesagt überraschend cool. Meine Erwartungen waren durch dieses allseits bekannte Lied nicht besonders hoch, aber dafür war es dann umso überraschender.
Kann man mit einer neuen Veröffentlichung von Euch rechnen?
Christoph: Im Prinzip ja. Wir haben zwar noch nichts aufgenommen, aber es ist angedacht, dieses Jahr noch irgendwie in die Richtung zu gehen. Neue Songs sind bereits da – es wird wieder eine EP. Ich persönlich finde, dass dieses EP-Konzept sehr gut zu uns passt. Eher kurz und knackig und dafür die Songs aus einem Guss, weil beim Album manchmal das Problem vorhanden ist, dass die Songs aus verschiedenen Schaffensphasen stammen und es dadurch schwierig ist, ein homogenes Ganzes zu schaffen. Wenn man zwölf Songs hat, die in einem Zeitraum von zwei Jahren entstanden sind, dann ist es kompliziert, irgendwie einen roten Faden zu schaffen. Das gestaltet sich bei einer EP mit fünf oder sechs Songs immens einfacher.
Big up an die zwei Partypeople! Ihr werdet’s noch weit bringen, that’s for sure!