Was für eine Woche! Wieder einmal scheint die Welt aus den Fugen geraten zu sein: Tief erschüttert vom #Trainerbeben liegt sie nun in tausend schwarz-gelbe Einzelteile zerbrochen rautenförmig vor uns. Für alle die, die Mittwochmittag durch nutzlose Taten wie Arbeit oder Studium oder Vergleichbares verhindert waren und somit keinen einzigen der unzähligen Katastrophen-Live-Ticker live mitverfolgen konnten, haben wir die spekulativen Live-Ticker-Ereignisse des gestrigen Tages im ersten großen re:marx Live-Ticker-Live-Ticker zusammengestellt. Hier und jetzt zum Nachlesen, für die, die nachlesen möchten, in dieser professionellen PDF-Datei. Warum? Weil #slowjournalism der neue Live-Ticker ist: Trainerbeben-Liveticker-Liveticker
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Das Vogtland: Für manche Mordor, für andere das Auenland, für Kiffer bald das neue Colorado? „Vogtländer wollen das Kiffen legalisieren“ titelte eine Lokal-Redaktion der Freie Presse und plötzlich fühlte es sich an, als würde man die Vice lesen. Sanfte grüne Hügel tun sich vor dem inneren Auge auf, dunkle Wälder, gelbe Rapsfelder und mittendrin Familie Hertel, wie sie Joints im Weltmeister-Akkordeon baut. Und im Sommer erst: Kollektives Kiffen an der Pöhl, während am Horizont die weißen Boote sanft in den Sonnenuntergang segeln. Görli, go home! Das Vogtland steht schließlich wie keine andere Region in Deutschland für gesellschaftlichen Fortschritt. Ach Mist: Es geht doch nur um fünf Peeps in Plauen, die sich wöchentlich zum „Hanfgeflüster“ treffen, weil sie einen „Cannabis Social Club“ gründen wollen. Ihr Vorgehen dabei zeugt vor allem von gutem Geschäftssinn: Ein Fachgeschäft auf kommunaler Basis soll es sein, acht Euro pro Gramm, drei Euro davon werden gespendet für soziale Zwecke. Zudem soll es ganz nach Ranunkel’schen Modell in Plauen am 23. Mai einen „Global Marijuana March“ geben. Mit ihren Anliegen wollen sie nun vor den Stadtrat treten. Blöd nur, dass der Plauener OB vom Betäubungsmittelgesetz weiß. Dabei scheint das Vogtland doch längst von lauter Gesetzeslosen und Berauschten besiedelt. Wie sonst will man sich derartige geistige Aussetzer und die ständigen Sprachausfälle seiner Bewohner erklären?
Der Spiegel war mit Kraftklub unterwegs. In Chemnitz. An einem Donnerstag. Und hat den Spirit der Stadt gleich auf den Punkt gebracht: „ […] Chemnitz. Das bedeutet: freien Eintritt, Biere, Wodka […]“ Der Tenor im Text ist trotzdem trüb: Alle Straßen sind leer. Die Stadt wie ausgestorben. Der Alkohol fließt in Strömen. Zwischendrin die obligatorischen Nazi-Prügel-Geschichten. Wir sind schließlich im Osten. Kraftklub sagen, was wir auch über Chemnitz denken. Chembiz‘ as usual. Doch dann kommt ein uns nicht gänzlich unbekanntes Wundermittel ins Spiel:
„Er springt auf und kommt mit Schnapsgläsern wieder, gefüllt mit giftgrünem Zeug, das so gesund aussieht wie in Säure aufgelöste Gummibärchen. Schmeckt nach Pfefferminzlikör“ Und alles ist plötzlich ganz wunderbar.
Sachsen wehrt sich! Gegen die Bavarisierung des Schnapsbrennens. Denn zwischen Bayern und Sachsen ist, fernab unseres allmächtigen Wissens, ein Schnapsstreit entbrannt – und (Achtung Spoiler!) Sachsen hat ihn nun gewonnen. Bereits im Januar berichtete die MoPo vom grausamen „Schnapskrieg“ zwischen Bayern und Sachsen. Originallaut: „Bayern wollen uns den Schnaps verbieten“. Es geht um einen Schnaps, der den eleganten Name „Bärwurz“ trägt. Diverse Brenner im seit Menschengedenken absolutistischen Nachbarland Bayern wollten sich mittels einer EU-Verordnung die alleinigen Vermarktungsrechte für den Bärwurzschnaps sichern. Und warfen den Sachsen im Zuge dessen Schnaps-Plagiat vor. Schnapsatmung! Aber wir Sachsen lassen uns das Saufen nicht verbieten: Im Erzgebirge wehrten sich ehrliche Männer die Ficker heißen und Schnäpse namens „Köppernickel“ brennen. In Meerane nennt man den Bärwurz „Draufgänger“ und sein Dauer-Brenner sprach die Wahrheit: „Die Bayern wollen offenbar, wie im Fußball, alles für sich haben. Aber die kriegen uns Sachsen nicht klein.“ Jawohl! Nieder mit den Lügenbayern! Doch das sollte nicht die einzige Kriegserklärung bleiben: „Die Landtagsabgeordnete Ines Saborowski-Richter (47, CDU) ätzt Richtung Bayern: „Ich empfehle einen guten Schluck sächsischen Bärwurzschnaps. Das löst Verstopfungen.“ Die Polizistin Martina Schöniger (58) aus Reichenbach brennt ebenfalls für den Bärwurz: „Wir Vogtländer würden ein Brennverbot niemals zulassen.“ (siehe oben, Anm. d. Red), zitierte die Morgenpost. Jetzt hat das Landwirtschaftsministerium in Berlin jedenfalls entschieden: „Das geografische Gebiet für Bärwurzschnaps ist ganz Deutschland.“ Die Sachsen dürfen also aufatmen und stolz ihre Alkohol-Fahnen in den Garagen hissen.
Was sonst noch geschah:
Es wird Zeit für die ordnungsamtliche Eingreiftruppe am Schlossteich: Dieser ist nämlich total vermüllt, wie alle einschlägigen Medien in Chemnitz diese Woche berichteten. Grund sind die Griller, die ihre Bierdosen nach Ende des Grillfestes – oder Barbecue, wie die Freie Presse es nennt, was angesichts all der Einweggrille doch etwas übertrieben scheint – einfach an Ort und Stelle liegen lassen. Da gibt es nur eine Lösung: Das Grillverbot muss wieder her. Das galt nämlich bis 2011, wurde dann aber aufgehoben. „Das hat die Stadt jetzt davon“, würde man als empörter Bürger bei Facebook kommentieren, „da hilft nur noch Park-Grenzen dicht machen“. Zehn offizielle Grillplätze gibt es übrigens in Chemnitz, dazu gehört auch die Schlossteich-Insel und – kein Scherz- die Buswendeschleife Chemnitzer Straße in Hutholz nahe Kaufland. Ein paradiesisches Grillplätzchen, wo wir von re:marx die Saison dieses Jahr natürlich schon eröffnet haben.
Am Wochenende stieg in der Chemnitzer Messehalle die Party des Jahres: Die SaxCat 2015. Eine Art Erotikmesse für rassige Katzen. Die geplante Re:marx-Berichterstattung musste leider entfallen. Zum einen aus Gründen, zum anderen, weil man den einen oder anderen Redakteur dort vermutlich im Sauerstoffzelt hätte raustragen müssen. Nichtsdestotrotz möchten wir euch die Bildergalerie der FP an dieser Stelle nicht vorenthalten. Einfach weil Cat-Content. Zum Schluss noch zwei Leckerbissen, zwei dramatische Szenen aus der modernen Stadt Chemnitz. Die eine spielt in der Universität. Die andere im Weltecho. Über beide kann man gern den Kopf schütteln. Und ganz schwer seufzen.