Ein von re:marx eher stiefmütterlich behandelter Bereich der Chemnitzer Kulturlandschaft ist die Gegend um das Terminal 3 an der Brückenstraße. Obwohl sich dort mehrere Bars, Kneipen und sogar die größte Diskothek der Stadt befinden, tauchte das Terminal 3 nie in unseren Beiträgen auf.
Dafür möchten wir uns an dieser Stelle in aller Form entschuldigen…
Lange haben wir mit uns gerungen, doch letztendlich hat sich der unbändige Wille, mal über den eigenen Nightlife-Tellerrand zu schauen durchgesetzt. Und was liegt da näher als in der eigenen Stadt das unentdeckte, unbekannte Vergnügungsmekka Terminal 3 zu erkunden? Manch einer würde dieses Vorhaben als Selbstgeißelung verstehen, aber das ist es nicht. Gerade durch die dortigen Umwälzungen der letzten Zeit sollte dem Terminal 3 eine faire Chance eingeräumt werden und seinem neuen Flaggschiff, dem Stairways, die Möglichkeit gegeben werden sich in unserer neuen Reihe der re:marx Clubchecks zu beweisen.
Um einen repräsentativen Vergleich zu erlauben, werden in jeder untersuchten Lokalität die gleichen Kriterien angewendet. Diese Kriterien sind so ausgewählt und formuliert, dass sie die Eindrücke des Abends etwas strukturieren und einen möglichst objektives Gesamtbild vermitteln. Da sich das Stairways noch in der Anlaufphase befindet, wurden die äußeren Umstände für die „Datenerhebung“ so günstig, wie möglich gewählt: ein trockener Samstagabend mit mildem Nachtklima, die Mitte des Monats (am 15. gabs Knete) sowie relativ bekannte Chemnitzer Djs im Lineup.
Ambiente:
Diese Kategorie könnte im Zusammenhang mit dem Stairways etwas missverstanden werden, denn sie setzt voraus, dass es so was dort gibt. Das ist aber leider nicht der Fall. Die Räume und Gänge sind sehr funktional und kühl. Sie unterscheiden sich zwar in Größe und Einrichtung, jedoch orientieren sich diese Einrichtungen am Charme eines Großraumbüros, was hauptsächlich an der spärlichen Dekoration und den viel zu hellen Lichtverhältnissen liegt. Die Aufmachung der Bars wirkt zudem etwas hilflos, da das Überangebot an Regalfläche mit endlosen Reihen an Alcopops aufgefüllt wird.
Publikum:
An diesem Abend wurden im Stairways zwei Floors beschallt. Auf dem einen lief House und auf dem anderen „Black-Music“. Da das alles andere als Randgruppenmusik ist und die äußeren Umstände für den Club eher günstig waren, hätte man denken können das Stairways sollte gut besucht sein. Doch leider war es das nicht. Hauptsächlich gähnende Leere an den Bars und Tischen. Auf den Tanzflächen tanzten etwas verloren kleine Grüppchen verunsicherter Gäste. Dieses kleine handverlesene Publikum feierte keine gemeinsame Party, sondern bestand grob aus zwei Gruppen von Leuten. Die einen waren eher zurückhaltend, nüchtern und langweilig. Ihre Erscheinung erinnerte etwas an die Verklemmtheit auf Schulveranstaltungen. Die andere Gruppe hingegen bestach durch extrovertiertes Jumpstyle-“tanzen“ und eine bunte Kollage an übertriebenen oder fehlgeschlagenen Stylingversuchen, was schon wieder einen gewissen Unterhaltungswert hatte. Insgesamt ergab sich somit ein recht paradoxes Gesamtbild des Publikums. In der Mitte der Tanzfläche schwanken verunsicherte Nerds, umringt von Podesten auf denen bunt gekleidete Kleinwagentuner in einem wahnwitzigen Tempo ihre Beine um sich werfen.
Licht:
Zum Licht gibt es nicht viel zu sagen, außer dass es viel zu viel davon im Stairways gibt. Die Beleuchtung der Tanzflächen und Barbereiche ist zwar sehr aufwändig und für sich auch nett anzuschauen, jedoch wird es insgesamt zu hell. Wenn selbst Wände und Tische leuchten, bleibt das Ambiente auf der Strecke. Eine dezentere Beleuchtung würde viel ausmachen.
Sound:
Hier gibt’s nichts zu meckern. Die Anlagen sind solide und gut für die Raumgrößen geeignet. Ihr Klang ist klar und wenn es sein muss druckvoll, was ja in Chemnitz keine Selbstverständlichkeit ist.
Service:
Und auch hier punktet das Stairways. Vom Einlass über die Garderobe bis zur Bar, werden die Gäste äußerst freundlich behandelt. Sicher ist das bei einem vollen Laden nicht mehr so einfach möglich, da dann auch dort Stress aufkommt. Jedoch lässt das große Angebot an Bars im Club vermuten, dass man auch bei gefülltem Club nicht lange auf seine Getränke warten muss. An diesem Abend war es eher so, das man sich die Bar aussuchen konnte an der man dann ganz alleine bestellte.
Hygiene:
Wenig Leute machen wenig Dreck, deshalb kann die Hygiene nicht genau beurteilt werden. Die Toiletten sind jedenfalls tadellos in Ordnung und größer als so manch eine Tanzfläche in Chemnitz.
Geruch:
Wer öfter in Clubs unterwegs ist, der weiß, dass es dort nicht immer nach Rosen riecht. Gewisse Geruchsbelästigungen lassen sich beim Zusammenkommen von vielen alkoholisierten Menschen in Bewegung und den dadurch hohen Temperaturen nicht vermeiden. So war es komischerweise auch im Stairways, obwohl dort kaum Menschen waren. Auf dem unteren Floor hielt sich den ganzen Abend eine sehr hartnäckiger und intensiver Schweißgeruch, der selbst hartgesottenen Clubgängern die Tränen in die Augen trieb.
Abschleppchancen:
Machen wir uns keine Illusionen. Ein Großteil der potenziellen Clubbesucher geht nicht wegen der dort zu hörenden Musik in einen Club. Abfüllen und Abschleppen sind die Hauptintentionen der Abendgestaltung. Nun ist es ja so, dass es bezüglich des Abschleppens unterschiedliche Vorlieben und Ansprüche gibt. Wer letztere nicht hat, ist im Stairways genau richtig. Oder anders ausgedrückt, die Chance stehen gut.
Preis-Leistung:
Bei einem Eintritt von 5 Euro und durchschnittlichen Getränkepreisen macht das Stairways preislich eine gute Figur. Für so einen Eintrittspreis erwartet man eigentlich einen gefüllten Club, gute Stimmung und Unterhaltung. Diese Leistung konnte das Stairways aber nicht erbringen. Insofern stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.
Fazit:
Wie ein Fazit an dieser Stelle ausfallen kann ist Sache der Auslegung. Ist es also ein Nachteil oder nicht, dass der Club gerade erst eröffnet hat und sich in der Anlaufphase befindet? Wir finden es ist kein Nachteil, denn gerade eine gute Vermarktung dieses Umstands kann viele Besucher locken. Nichts kann reizender sein als etwas Neues zu entdecken. Dass der Club oder besser gesagt die Disko, an einem Samstag abend so wenig Besucher anzieht, muss andere Gründe haben. Sollte sich nicht grundlegend etwas ändern, sieht die Zukunft des Stairways eher düster aus.
Danke für die Serie. Bin gespannt, was noch so kommt. Liest sich wirklich gut, und man merkt, dass du dir auch Gedanken gemacht hast.