Markus Lanz ist der letzte Apologet des Qualitätsjournalismus. Ein Märtyrer im Namen des Öffentlich-rechtlichen, an dem die Petitionen abprallen wie einst Leverkusener Stürmer an Oli Kahn. Nach einem verkaterten, dunkelwolkigen Moment der Einsicht, in dem wir unseren Abstieg auf tittenfixiertes Bild-Zeitungs-Niveau und öffentlich propagierten Alkoholmissbrauch reflektierten, haben wir deshalb Lanz engagiert, damit er uns zurückführt ins Licht der unverschämten Fragen, die seine Studiogäste immer plagen. Sein Auftrag: den Poetry-Slam-Organisator und Dichter Gerrad Schueft in gewohnter Lanz-Qualität zu prekären Geständnissen zwingen. Aus unerfindlichen Gründen oder insulinunterversorgter Fantasie stellte Lanz behämmerte Paareime in den Mittelpunkt seiner Interview-Strategie.
Dabei stellte Lanz so viele Lanz-Fragen, dass es Schueft, seines Zeichens Gentleman, öfter zum Schnapsglas trieb, als das Drehbuch eigentlich vorschrieb. Lanz hat unserer Meinung nach seinen Bildungsauftrag deshalb einmal mehr verfehlt und muss zur Strafe bis zur Ausrottung des Kalauers alle zwei Wochen in einer Halle voller Rentner seine Seele verwetten. Als Einsicht blieb: Es kommen und gehen beim Poeten, die Freundinnen, die Schreibblockade und die Moneten. Als nächste Gastinterviewerin freuen wir uns auf Alice Schwarzer.
Der nächste Wortscharmützel Poetry Slam mit Gerrard Schueft findet am Freitag im Weltecho statt.