Der Rummel hat wieder – in Form des Stadtfestes – Einzug in Chemnitz gehalten. Abgesehen von den schier endlos nebeneinander aufgereihten Fress- und Saufbuden gab es auch in diesem Jahr eine alternative Bühne, die den Besuch des Stadtfestes auch für eingefleischte Skeptiker zumindest ein bisschen attraktiver machte. Die Hoheit über diese Bühne hatten drei Chemnitzer Clubs: am Freitag das Atomino und am Samstag der Südbahnhof sowie das Weltecho.
Freitag: Man sollte immer wieder betonen, dass es gute Bands in Chemnitz gibt. Den Beweis dafür lieferte das Atomino: Playfellow und Might Sink Ships zeigten am Freitagabend auf der so genannten „großen Bühne“ vor der legendären Stadthalle, dass auch hier ab und an ganz verrückte Dinge geschehen, die irgendwie mal so rein gar nichts mit dem großen Herbstfest der Volksmusik zu tun haben.
Einen Makel hatte die ganze Sache aber: Das Line-Up hätte anders sein können. Denn zur Hauptsendezeit um 22:30 Uhr trat eine der wohl gewöhnungsbedürftigsten Beastie Boys-Coverbands der Welt auf und verdrängte die oben genannten Künstler auf die billigeren Plätze um 19.00 und 21.00 Uhr!
So wollte an diesem Abend vor der Stadthalle leider keine richtige Stimmung aufkommen. Doch zum Glück gibt es ja doch noch ein paar Clubs in der Stadt, die mit einem Rettung verheißendem Party-Angebot lockten. Und so wurde erst später getanzt – viel später.
Samstag: Nachdem Captain Capa zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in Chemnitz spielen durften, legte danach das Weltecho- / Rumpelspielchen-Team auf. Zuallererst lockte das re:marx-Hassobjekt Nummer 1: Pandaro. Doch der ungeteilte Hass, den wir ihm sonst natürlich mit ganzen Herzen entgegenbringen, blieb unerfüllt. Denn irgendwie schaffte er es wieder, das Publikum mit einem gesunden Mix aus Elektroklassikern und unbekannten Perlen zu erfreuen.
Gut eingeheizt also für diejenigen DJ-Kollegen, die Pandaros Bühnennachfolge antraten: LU Struh zusammen mit Zorro. Dabei wurden zuerst die Lautsprecher und anschließend sogar die totale Bühne von einigen Menschen in Beschlag genommen, die den Bewegungsapparat anscheinend nicht mehr ganz so gut unter Kontrolle hatten.
Nachdem die Bühne frei geräumt war, wurde auch die Musik direkt härter – und traf damit scheinbar punktgenau den Nerv der anwesenden Gäste. Besonders ein Remix von „Smells Like Teen Spirit“ ließ die immer größer werdende Menge in Verzückung geraten.
Als letzter durfte schließlich Tikay One ran. Neben neuen, eigenen Sachen wurde auch hier ein gelungener Mix aus den verschiedensten Musikstücken kredenzt, der die Massen in ekstatische Bewegung versetzte. Leider mussten gegen 1:00 Uhr die Lautsprecher verstummen, aber immerhin zu einer Zeit, zu der einst schon so mancher Bürgersteig längst hochgeklappt war.
Fernab von der stadtfesttypischen Massenverblödung durch Schlager, Schießbuden, Schlemmermeilen und Saufgelagen bot die „junge“ Bühne vor der sonst so alten Stadthalle eine willkommene Abwechslung zum restlichen Programm. Endlich mal ein Grund dafür, in Zukunft vielleicht öfter den mutigen Schritt in Richtung Stadtfest zu wagen.