Uncategorized – re:marx https://remarx.eu Party. Pöbeln. Poesie. Tue, 20 Aug 2019 22:15:25 +0000 de hourly 1 https://remarx.eu/wp-content/uploads/2020/11/cropped-125012464_432528241474970_4884255275929351572_n-6-32x32.jpg Uncategorized – re:marx https://remarx.eu 32 32 Kartoffelsuppe nur für Deutsche: Der re:marx Wahlslogan-Generator https://remarx.eu/2019/08/der-grosse-remarx-wahlslogan-generator/ https://remarx.eu/2019/08/der-grosse-remarx-wahlslogan-generator/#respond Tue, 20 Aug 2019 16:45:49 +0000 http://remarx.eu/?p=8773 Der sächsische Spätsommer ist da, und mit ihm sind die letzten schönen Tage ins Land gezogen, denn am ersten September sind Landtagswahlen. Bei den Kommunal- und Europawahlen waren wir noch alle ganz aufgeregt und haben uns extra für den Wahlsonntag in CFC-Schale geschmissen, doch jetzt ist Schluss mit Friede, Freude, Eierschecke, jetzt greifen harte Verdrängungsmechanismen, jetzt wird uns allein beim Gedanke an den nächsten Sonntag schlecht, jetzt hyperventilieren wir schon mal prophylaktisch in unsere Phrasen-Tüte. Und orakeln die Landtagswahl als eine Zäsur herbei, als End of the World as we know it, als „Jetzt-zieh-ich-wirklich-weg-aus-Sachsen“-Stichtag, als Saxokalypse quasi. Als Tag vor dem Tag der immergleichen verzweifelten „Was ist nur mit dem Osten los?“-Analysen, die gefühlt zu nichts führen und „den Osten“ nur noch mehr ins Abseits analysieren. Das alles könnte man wunderbar verdrängen, würden nicht überall schon wieder diese größtenteils furchtbaren Wahlplakate hängen – und uns mit ihren schwammebrühigen Politplattitüden belästigen und Tag für Tag aufs Neue an den nahenden Day After Tomorrow erinnern. Deshalb wird es Zeit für den großen re:marx-Wahlslogan-Generator. Die floskeligsten Floskeln, die größten Hetz-Hits des Sommers und die schlimmsten Sachsenklischees für euch im Shuffle-Modus – damit die sächsische Landtagswahl dieses Jahr wenigstens doch noch ein bisschen Spaß macht.

Der Osten. (Symbolbild)

]]>
https://remarx.eu/2019/08/der-grosse-remarx-wahlslogan-generator/feed/ 0
Es gibt ein richtiges Chemnitz im Falschen. https://remarx.eu/2018/09/es-gibt-ein-richtiges-chemnitz-im-falschen/ https://remarx.eu/2018/09/es-gibt-ein-richtiges-chemnitz-im-falschen/#comments Sun, 09 Sep 2018 21:35:31 +0000 http://remarx.eu/?p=8278 Seit sieben Jahren schreiben wir über Chemnitz, und im Prinzip immer wieder dasselbe: Über Lärmbeschwerden, Leeregefühle und Lulatschfarben. Über schlechte Zugverbindungen, die Betonsünden von Kellnberger, die chronischen Midlife-Krisen der Stadt und die seltsamen Ideen der Stadtverwaltung. Immer wieder sind auch Nazis und Rechtspopulisten Thema, mal mehr, mal weniger mehr, meistens jedoch nur in den Nebensätzen, irgendwo erwähnt am rechten Rand.
Jetzt sind die Rechten in die Hauptsätze marschiert, in die Schlagzeilen, auf die Titelbilder. Sie sind Innenminister, sie sind Verfassungsschutzpräsident, in den Kommentarspalten sind sie sowieso schon die ganze Zeit. Mit ihnen in den Fokus gerückt ist Chemnitz: Die Stadt, in der man sich über fehlende Parkplätze mehr aufregt als über grölende Nazis, in der es eher unwahrscheinlich ist, dass man nachts überhaupt noch andere Menschen auf der Straße trifft. Die alte Arbeiterstadt, die eigentlich nur ihre Ruhe haben will — und das ist vielleicht ihr größtes Problem.

Noch nie haben wir mehr über diese Stadt gelernt als in den letzten zwei Wochen. Gleichzeitig war es noch nie schwerer, über die Stadt zu schreiben, als in diesen letzten zwei Wochen. Weil wir aber nicht zur Normalsatire übergehen können, als wäre nichts passiert (dafür gibt’s ja außerdem schon die CDU Sachsen), müssen wir es doch tun. 

Was andere denken, wie Chemnitz ist.

Über Chemnitz zu berichten ist derzeit so angesagt, dass wir kurz erwogen haben, es sein zulassen und nach Cottbus zu ziehen oder nach Bautzen. Chemnitz ist Aufmacher in der New York Times, Chemnitz ist das neue Charityprojekt von Bono, Chemnitz hat Helene Fischers atemloses Schweigen gebrochen, Chemnitz ist jetzt jeden Tag in der Zeitung und täglich in der Tagesschau, wo Chemnitz liegt, muss man nicht mehr erklären, warum hat eigentlich Trump noch nichts über Chemnitz getwittert? Wir schreiben immer, Chemnitz sei das neue Berlin, Brooklyn oder Niederwürschnitz, jetzt heißt es, Chemnitz ist das neue Lichtenhagen, das neue Hoyerswerda, sogar vom neuen 1933 war die Rede.
Die Stadt ist zum Schauplatz für etwas geworden, das sich schon lange finster angedroht hat, vor allem in Sachsen. In Chemnitz ist die aufgeheizte Stimmung der gesamtdeutschen Facebook-Kommentarspalten vom Netz auf die Straße geschwappt, in Chemnitz sind die Neunzigerjahre zurück. Es hätte jede andere (ostdeutsche) Stadt sein können. Es ist Chemnitz. Doch das Problem ist nicht nur Chemnitz, ist nicht nur der Osten, es ist auch unsere Gesellschaft, es ist auch Europa im Jahr 2018.
Und wir? Können plötzlich gar nichts mehr schreiben, uns sind die Chemnitz-Witze im Hals stecken geblieben. Stattdessen diffuse Gefühle zwischen Angst, Absurdität und Aufregung, zwischen Ratlosigkeit, Traurigkeit, Tatendrang und Erschöpfung.
Dafür schreiben und reden jetzt die anderen über Chemnitz, und es gibt quasi keinen Chemnitzer, der es noch nicht in irgendeinen Medienbericht geschafft hat. Ob man in der Stadt überhaupt noch leben kann, fragen sie, wie rechtsradikal die Stadt ist, wie  trist und grau und abgehängt, wie der Alltag hier jenseits von Demonstrationen aussieht, wie schlimm die Kindheit hier war, ob eine Kulturhauptstadtbewerbung überhaupt noch Sinn macht, wie das „andere“ Chemnitz aussieht, ob es das „andere“ Chemnitz überhaupt gibt, wie man sich fühlt, so kurz nach der Niederlage. Man regt sich auf, man findet es absurd, man lacht verzweifelt, wenn Bono das Kaff auslöschen will und „No more Chemnitz“ ins Mikrofon ruft und ihm danach zurecht die Stimme versagt. Man weiß es doch besser, schließlich lebt man schon lange hier. Schließlich saß man vor drei Wochen erst beim Kunstfestival Begehungen in der Gartensparte und hat Schnaps getrunken und gedacht, wie cool Chemnitz doch insgeheim auch oft ist und wie viel cooler es in naher Zukunft noch sein könnte.
Vielleicht ist man einfach nur betriebsblind geworden. Oder man braucht dringend ein Mittelchen gegen die akute Filterblasenschwäche. 

Was wir denken, wie Chemnitz ist.

Jetzt prasselt die Realität auf uns ein wie Starkregen, wenn man keinen Schutzschirm dabei hat: Die Erklärungsversuche, die unsäglichen Relativierungsmanöver, die Meinungsschlachten an den ideologisch verhärteten Fronten, die Wucht der Empörungswellen, der unverhohlen hohle Hass, der Sozialneid, der Rassismus, die sinnlosen kleinen Spaltereien, die nichts voran bringen, die Fähigkeit zur Differenzierung, die immer mehr abhanden zu kommen scheint.  Man ist gelähmt, weil man weiß, dass das Problem so verdammt komplex beschissen ist und weil man keine richtige Antwort auf die Frage hat, wie es sich lösen lässt.
Keine Ahnung.
Wir können nur schreiben, wie wir die letzten Wochen erlebt haben.

Wir waren am 27. August im Stadthallenpark, wir sind später zusammen mit einer Gruppe Migranten vor braunen Seitenstraßenschatten weggelaufen, weit und breit keine Polizei in Sicht. 
Wir haben gesehen, wie ein rechter Schlägertrupp Journalisten schubst und anrempelt.
Wir sind zwischen Reiterstaffeln, Polizeipanzern und tropfenden Wasserwerfern durch die Innenstadt gelaufen, über uns der bedrohlich kreisende Helikopter, in uns ein permanentes Gefühl der Beklemmung.
Wir mussten mit Polizeibegleitung zurück auf den Kaßberg, und oben war alles wie immer.
Wir haben die Bilder überall gesehen, die Faschos und Bengalos vorm Nischel, es hat sich wie eine andere Stadt angefühlt.
Wir sind im Internetsumpf versunken, haben bis nachts um zwei Hasskommentare gelesen, im Sekundentakt Twitter aktualisiert, die F5-Taste immer im Anschlag, der Blutdruck bei 371, mindestens.
Wir sagen „links“ und malen Anführungszeichen in die Luft.
Wir haben uns ins All gewünscht, zu Astroalex in die ISS, die Erde weit weg, die Menschheit ganz klein und lächerlich.
Wir haben sogar einmal kurz Grönemeyers „Mensch“ gehört, so groß war die Verzweiflung.
Wir haben mit Menschen geredet: Im Ringbus mit einer Frau vom Sonnenberg, den sie ihr „Ghetto“ nennt. Sie sagt: „Ihr seid klug und alles, aber ihr seid viel zu weit weg von uns.“  An der Bushaltestelle mit einem alten Mann, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus seiner Heimat vertrieben wurde. Er sagt, er habe Angst, dass so etwas wieder passiert, aber auch, dass ihm die jungen Leute Hoffnung machen.
Wir waren zur Kirchenkundgebung auf dem Markt, und haben uns fast schon euphorisch darüber gefreut, dass die Oberbürgermeisterin noch öffentlich reden kann, ohne wütend beschimpft zu werden.
Als dann Michael Kretschmer, dieser unmögliche konservative Ministerpräsident gesprochen hat, sind wir gegangen. 

Wie Chemnitz wirklich ist.

Wir haben aber auch erlebt, was die Stadt, oder zumindest unsere Version davon, in solchen Situationen auch kann. Nämlich vor allem zusammenhalten, und zwar so fest, dass es fast schon rührend ist. Sich gegenseitig helfen, sich verbünden, sich mal ein bisschen fester umarmen, aufeinander aufpassen, sich schnell organisieren und noch schneller reagieren. Beim Konzert am Montag war die Stadt, die quasi erst in sich zusammengefallen und dann ganz kurz über sich hinausgewachsen ist, so unglaublich belebt, dass es sich wie eine kleine Konfrontationstherapie angefühlt hat: Die Chemnitzer begegnen ihrer größten Angst, und zwar vielen Menschen auf der Straße, und es ist ziemlich schön. Danach haben wir geschrieben: Chemnitz ist eine Stadt, die es einem noch nie sonderlich leicht gemacht hat, die es einem vermutlich nie sonderlich leicht machen wird, aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen, ist man hier geblieben. Letzte Woche hat es uns die Stadt aber besonders schwer gemacht. Wir haben das alles immer noch nicht so recht verarbeitet, aber gestern haben wir gedacht: Eigentlich braucht Chemnitz gar keine Überwachungskameras, Stadthallenparkverbote, Sicherheitsdebatten und definitiv keine Naziaufmärsche. Vielleicht braucht Chemnitz einfach nur mehr bunte Menschen auf den Straßen, mehr Einlassschlangen vorm Rewe, mehr Raves vorm Nischel, mehr echte Begegnungen im Ringbus, Menschen statt Autos oben auf den Parkdecks und ab und an mal einen Zugausfall Richtung Leipzig, sonst wär’s ja nicht mehr Chemnitz.

„In Chemnitz muss man erst hängen bleiben, um sich zu verlieben“, sagt jemand. Und das stimmt: Je länger man in Chemnitz lebt, desto besser findet man zum Beispiel Plattenbauten, desto mehr liebt man graue Betonwände, desto mehr verschiebt sich die Definition von Hässlichkeit. Vermutlich leiden wir alle an einer Art Stockholm-Syndrom und halten deshalb auch so krass zusammen. Die Medien jedenfalls werden weiterziehen, nach Köthen zum Beispiel,  die Probleme werden zwar weitergehen, aber eben auch das Chemnitzleben, weil das immer so ist. Dann werden wieder MRB-Züge ausfallen, komische Brunnen und sinnlose Supermärkte gebaut, zu viele grüne Schnäpse getrunken, Meth-Reste ins Abwasser gekippt und die Nazis vermutlich wieder nur ein Randthema sein. Wir werden die innere Emigration zurück in den Sarkasmus antreten und Texte über Parkeisenbahnmaskottchen oder so schreiben. Aber wir hoffen, dass trotzdem etwas bleibt: Ein langfristiges Engagement in der Stadt für Demokratie und für die wichtigen Werte, aber auch, dass unsere Generation wieder ein bisschen politischer und ein bisschen weniger Instagram-oberflächlich wird.

]]> https://remarx.eu/2018/09/es-gibt-ein-richtiges-chemnitz-im-falschen/feed/ 2 Live-Ticker zum Nachlesen: Die #runkelspielchen im Rückblick https://remarx.eu/2018/05/live-ticker-zum-nachlesen-die-runkelspielchen-im-rueckblick/ https://remarx.eu/2018/05/live-ticker-zum-nachlesen-die-runkelspielchen-im-rueckblick/#comments Wed, 23 May 2018 20:59:34 +0000 http://remarx.eu/?p=7982 Eine Stadtratsitzung ist spannender als jedes WM-Endspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen und drei Platzverweisen, nur weiß das kaum einer, weil die meisten glauben, Lokalpolitik gehe sie in etwa so viel an wie – sagen wir mal – die Frisur von Marc Andrè ter Stegen. Dabei ist Lokalpolitik in Wirklichkeit aber mindestens so wichtig wie der Fuß von Manuel Neuer und das Ego von Sandro Wagner. Es ist die Art von Politik, die uns am unmittelbarsten betrifft. Deshalb wollten wir mit unserer ersten Statdratsitzungs-Fanmeile im Atomino die Chemnitzer mehr für die Kommunalpolitik sensibilisieren. Also offiziell. In Wirklichkeit ging es nur darum, unseren bisher eher kümmerlichen Twitter-Fame mit einem exklusiven Liveticker zu potenzieren. Bei der gestrigen Stadtratsitzung sollte es um alles gehen: Um eine neue Polizeiverordnung mit Musikverbot, um Überwachungskameras, die Linie 51 und die MRB nach Leipzig. Doch dann ist Frau Ludwig vor re:marx eingeknickt, Herr Runkel wurde krank und die Abstimmung über die Polizeiverordnung verschoben und irgendwann hat auch noch der Stream versagt. Am Ende wurde es trotzdem ein leidenschaftliches Spektakel der Kommunalpolitik mit einer generationsübergreifenden medialen Strahlkraft, das große Fragen der Chemnitzheit aufwarf, die uns noch länger nachhaltig beschäftigen werden. Zum Beispiel: Ist Photoshop-Phillipp für die großartigen Grafiken zuständig? Wer ist die geheimnisvoll verhüllte Frau neben der Oberbürgermeisterin? Sendet die Stadt absichtlich Störsignale, um unsere Liveübertragung zu torpedieren? Wird unsere Liveübertragung im Stadtrat auch live übertragen? Ist Martin Kohlmann überhaupt anwesend? Welche Faschingsfehde feiert Runkel heute? Trendet re:marx schon auf Twitter? Und wer hat jetzt eigentlich gewonnen?
Der #runkelspielchen-Liveticker, von katastrophalen Handy-Tippfehlern bereinigt, für euch zum Nachlesen.

14:57 Uhr: Noch drei Minuten bis Ansitz. Schon über 3710 Stadtrat-Fans haben sich hier versammelt

15:00 Uhr: Anstoß

15:05 Uhr: 46 Stadträte sind anwesend. Der Stadtrat ist beschlussfähig. Die Stimmung kocht.

15:09 Uhr: Antrag darauf, die Polizeiverordnung von der Tagesordnung zu nehmen, wird genehmigt – Skandal im Stadtrat. Sieht nach Schiebung aus. Da hat sicher die erzgebirgische Wettmafia ihre Finger im Spiel

15:15 Uhr: Starkes Solo von Babalu, im Abschluss jedoch schwach

15:17 Uhr: Babalu informiert: Chemnitz hat ein paar Asylbewerber mehr. Im Hintergrund kann man Martin Kohlmann leise weinen hören

15:19 Uhr: Schock in den Fanreihen: Babalu deutet Stilllegung des Heizkraftwerks Chemnitz Nord an – ist das das Aus für den Lulatsch?

15:21 Uhr: Freitag 17 Uhr – offizielle Einweihung der Kneipenmeile mit kostenlosem Sangria-Ausschank

15:22 Uhr: Oha. MRB wird Kulturbahn

15:25 Uhr: „Wir sind ja auch eine Stadt, in der zumindest viele Schriftsteller geboren worden sind“.  Babalu trifft den Geist der Stadt.

15:30 Uhr: Polizeistatistik: Wohlstand steigt, Kriminalität sinkt. Mit den Überwachungskameras ist sie dann endgültig ausgelöscht

15:34 Uhr: Der Polizeisprecher (Knut Kunze, Anm. der Red) weiß: Eigentlich ist Chemnitz (Zentrum und Sonnenberg) ein einziges Gefahrengebiet

15:36 Uhr: Erkenntnis, dass „Rauschgift in der Innenstadt eine Rolle spielt“

15:38 Uhr: Täter, Diebstahl, Nichtdeutsche – während der Polizeisprecher spricht, kann man hören, wie Martin Kohlmann unruhig mit dem Stuhl hin und her rutscht

15:45 Uhr: Kunze bekommt Zettel zugeschoben. Er haspelt nervös. Die Ausreise aus Chemnitz an Grenzübergängen der DDR ist ab sofort erlaubt und tritt unverzüglich in Kraft.

15:47 Uhr: Erste Fans verlassen enttäuscht die Fanzone. Wir bleiben und unterstützen unseren Stadtrat auch in schlechten Zeiten

15:48 Uhr: Endlich spricht Runkel. Der heimliche Star im Kabinett.

15:50 Uhr: Frau Furtrenbacher von den Grünen grüßt die Fans im Atomino

15:57 Uhr: Toni Rotter mit fettem Babalu-Burn. Die wirft den (Änderungs-)Antrag aber mit regungsloser Mine zur Seite. Die Frau ist unburnbar.

16:02 Uhr: Endlich – Lars Fassmann spricht. Erst wenn der letzte Keller und der letzte Parkplatz videoüberwacht werden, wird man sehen, dass man Überwachungskameras essen kann, sagt er

16:10 Uhr: Es gelten übrigens neue Arbeitszeiten für Täter: Ab jetzt fangen sie erst 22:31 Uhr mit der Arbeit an

16:12 Uhr: Detlef Müller redet von den berühmten sieben Ws. Sieben mal wir.

16:17 Uhr: Linke Stadträtin entlarvt: Die Piraten/Vosi haben selbst Überwachungskameras in ihren Kabinettstübchen. (Vermutlich eher: Kabinettstückchen, Anm. der Red.) Ein Raunen geht durch den Saal.

16:17 Uhr: Wir überlegen den Hashtag zu ändern. Von in . Danke an Fr. Schaper für den Vorschlag

16:31 Uhr: Alexander Dierks (CDU) spricht. Überwachungskameras für ein Chemnitz, in dem wir gut und gerne leben #feciwgugl

16:25 Uhr: Herr Lehmann befürchtet rheinische Zustände: Kann man an der Zenti vielleicht bald nicht mehr ungestört kuscheln?

16:31 Uhr: „Ich fordere jeden auf, seine Wohnung privat zu überwachen. Dann gibt es keine Einbrüche mehr. ICH REDE!“ L. Fassmann

16:32 Uhr: „Überzogener Datenschutz ist Täterschutz.“ Wieder was gelernt. (Und zwar von Pro Chemnitz, Anm. der Red.)

16:44 Uhr: Abstimmungsgrafiken sehen aus wie Vintage-Videoinstallationen bei den Begehungen, die wieder mal keiner versteht

16:45 Uhr: Wir würden ja jetzt gerne was Lustiges über den Dr. Füsslein schreiben, aber auch wir als gebürtige Sachsen verstehen nur jedes fünfte Wort.

16:58 Uhr: Runkel rennt immer wieder ins Bild wie ein Nacktflitzer. Wir ändern unseren Hashtag in

17:32 Uhr: Mit 44 Ja-Stimmen und einer Nein-Stimme ist das Theater gerettet. Im Hintergrund murmelt jemand ganz leise „Freibäder statt Gunzenhauser“

18:11 Uhr: Unruhe im Saal. Im Antrag fehlt das Wort „sowie“

18:15 Uhr: Endlich der CFC in Abstimmung. 49 Stimmen lassen den Balken als himmelblauen Lulatsch erscheinen. (Vor dem Stadion darf endlich wieder gesoffen werden. Ein letzter Anker für die gebeutelten CFC-Fans, Anm, der Red.)

18:18 Uhr: Die Stadthalle soll vom Schlagerplanet zum Kongresszentrum umgebaut werden

18:31 Uhr: Es ist beschlossen. Die Stadthalle wird zur Community-4-You-Moschee umfunktioniert

18:38 Uhr: Probleme mit dem Stream. Chemnitz stimmt über den Säxit ab und keiner bekommt es mit.

18:59 Uhr: Stream so gut, als würde man mit einem alten Modem 4K streamen. Die mysteriöse Frau neben Frau Ludwig lächelt. Wir verabschieden uns an die Zenti.

]]>
https://remarx.eu/2018/05/live-ticker-zum-nachlesen-die-runkelspielchen-im-rueckblick/feed/ 1
Gesucht: Ausbeutbare Schreibkraft auf Nicht-Mal-Honorar-Basis (w/m) https://remarx.eu/2018/04/gesucht-ausbeutbare-schreibkraft-auf-nicht-mal-honorar-basis-w-m/ https://remarx.eu/2018/04/gesucht-ausbeutbare-schreibkraft-auf-nicht-mal-honorar-basis-w-m/#respond Sun, 22 Apr 2018 18:33:10 +0000 http://remarx.eu/?p=7917 Re:marx today (est. 1911) ist eines der größten Online-Nachrichtenmedien in Chemnitz, mehrfach ausgezeichnet mit u.a. drei Lead-Awkwards, dem Grimmig-Online-Preis und dem Pulsnitzer-Preis. Unsere Redaktionswelt lebt von einem wertschätzenden, harmonischen Teamgedanken, Begeisterung für die Metropol-Region Chemnitz und individueller Gestaltungsvielfalt am Arbeitsplatz. Hier erhalten Sie die Chance auf eine berauschende Beschäftigung in einem turbulentem Redaktionsgeschehen. Als fester Bestandteil des Re:marx-Teams bieten wir Ihnen die Vorteile eines regional agierenden Großblogs mit Tradition und moderner Performance:

  • Langjährige Perspektivlosigkeit in finanziell stark befristeter Anstellung
  • Kreatives Arbeitsumfeld mit Fokus auf Team-Building orientierte Motivations-Maßnahmen wie  gemeinsame Club-Besuche und unvergessliche Ausflüge ins Chemnitzer Umland

remarx_01Für die Redaktion RTD mit Sitz in Chemnitz suchen wir zum 01. Juni  2018, zunächst grundlos befristet auf ein Jahr, eine qualifizierte und kompetente

ausbeutbare Schreibkraft auf Nicht-Mal-Honorarbasis (w/m)


Mitten in der Stadt der Moderne erwarten Sie folgende Aufgaben:

  • Verfassen von anspruchsvollen Möchtergerngonzo-Reportagen, tiefgreifenden Chemnitz-Analysen und mittellustigen Wortspielen
  • Seriöse Berichterstattung aus Nachtclubs, Imbissbuden und anderen No-Go-Areas
  • Anonyme Investigation im Internet und in der Innenstadt
  • Planung und Durchführung von Experteninterviews mit hohem gesundheitlichen Berufsrisiko
  • Einsätze im erzgebirgischen Ausland und in anderen städtischen Gefahrengebieten
  • Ideen- und Themengenerierung rund um die Bereiche Sachsen, Schnaps und Sensationen
  • Intensive tägliche tag24-Lektüre
  • Organisation und Durchführung von zwielichtigen Fotoproduktionen
  • Schreiben und Redigieren-Lassen von Texten sowie die professionelle Zusammenarbeit mit diktatorischen Autoren und autoritären Diktatoren
  • Aufbereiten von grafischem und audiovisuellem Content mit Paint oder Keynote
  • Betreuung unserer Social Media-Aktivitäten als Statistik-Beauftragter bei Facebook

Alliterationstalent gesucht – Ihre Anforderungen:

  • Sie haben ein Hochschulstudium in mehr als zwei Fächern erfolgreich und mit mindestens einem Doktortitel abgeschlossen. Idealerweise haben Sie auch eine journalistische Ausbildung an der Axel-Springer-Schule absolviert oder ausreichend Erfahrung in journalistischer Praxis (mindestens zwanzig Jahre) gesammelt
  • Sie sind kein verbaler Einzeller, verfügen über einen ausgesprochen anspruchsvollen und stilsicheren Schreibstil, scheuen weder Fremdwörter noch Schachtelsätze, noch feuilletonistisches Geschwafel, verstricken sich ständig in schlechten Wortspielen und suhlen sich genüsslich im eigenen Sprachwitz.
  • Das Internet ist für Sie eine virtuelle Parallelwelt, in der sie so sicher wandeln wie Mutti im Neuland. Außerdem haben Sie bereits wütende Bashings geschrieben und können eigenständig anspruchsvolle Facebook-Beiträge verfassen.
  • Sie haben ein überdurchschnittliches Allgemeinwissen, ein überdurchschnittlich attraktives Auftreten, den „Mann ohne Eigenschaften“ und „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ schon mindestens fünfmal gelesen, können sich sehr gut ausdrücken, darüber hinaus sprechen und schreiben Sie auch fließend Englisch, Russisch, Arabisch, Vogtländisch und Chinesisch.
  • Sie überzeugen durch hohe Einsatz- und Risikobereitschaft, sind team-und ironiefähig, trinken problemlos mehr als zehn Schnäpse an einem Abend und vermögen es auch unter erschwerten Umständen noch gehaltvolle Fragen zu stellen
  • Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für das Ethos und die Tonalität von Re:marx,  die Fragetechnik von Markus Lanz und die Sprachgewalt der BILD-Zeitung
  • Darüber hinaus bringen Sie einen hervorragenden Musikgeschmack, WordPress- und Videoschnitt-Kenntnisse sowie Kontakte in die Kulturszene und Lokalpolitik mit.
  • Sie sind ein(e) arrogante_r, zynische_r, ignorante_r, poetische_r SnobIn, die/der Chemnitz und die Region gleichermaßen hasst und liebt.

Wenn Sie die Anforderungen nicht erfüllen können und Sie diese vielseitige Aufgabe dennoch reizt, weil Sie unser Team gern mit Schwips und Kompetenz unterstützen möchten, freuen wir uns auf Ihre Bewerbungsunterlagen.
Bitte schicken Sie uns ein kurzes Motivationsschreiben sowie einen aussagekräftigen Probe-Artikel (Umfang: nicht mehr als 4000 Zeichen, inklusive Leerzeichen), ein aussageloses Chemnitz-Meme oder ein anderes brillantes Beitragskonzept

bis spätestens 15. Mai an folgende Adresse:

party-pop-poesie@remarx.eu

Bitte teilen Sie uns außerdem mit ihrer Bewerbung ihren gewünschten Starttermin sowie ihre Alkoholgehaltsvorstellungen mit.

]]>
https://remarx.eu/2018/04/gesucht-ausbeutbare-schreibkraft-auf-nicht-mal-honorar-basis-w-m/feed/ 0
Der re:marx-Leserpoll 2017. Die Ergebnisse.  https://remarx.eu/2017/12/der-remarx-leserpoll-2017-die-ergebnisse/ https://remarx.eu/2017/12/der-remarx-leserpoll-2017-die-ergebnisse/#respond Thu, 28 Dec 2017 13:12:43 +0000 http://remarx.eu/?p=7729 Ihr habt gevotet, wir haben ausgewertet.

Club des Jahres:
Kaum eröffnet, schon hängt er alle anderen ab: Der Technopark konnte beachtliche 82% der Stimmen auf sich vereinen — der beste Umfragewert für einen Chemnitzer Club seit Martin Schulz. Der Vorjahressieger N’Dorphin landete trotz Schließung im Sommer mit 10% auf Platz zwei. Sax und Pentagon3 teilen sich den dritten Platz.

Bar des Jahres: Hier konnte vor allem das oberschichtige Oberdeck (37%) überteuerte Longdrinks abräumen. Andere Bars landeten auf anderen Plätzen.

Regionaler DJ des Jahres:  Der aufstrebende Newcomer „Der Musikling“ (35%) ist euer Plattenteller-Darling des Jahres.  Auf Platz 2 performt die Freiberger Flower-Power-Legende Falko Rock (FR%), auf den dritten Platz habt ihr überraschenderweise DJ Uwe Bier (20%) gewählt.

Festival des Jahres:
Ein herber Rückschlag für das Kosmonaut Festival: Aus Solidarität mit re:marx haben viele von euch den Rabensteiner Ringelpietz hart abgestraft. Sieger wurde stattdessen mit über 50% das MS Beat 2014, das vielen Szene-Kennern als Vorbild fürs Kosmonaut gilt. Auch die Makers Faire freut sich zunehmender Beliebtheit und konnte 20% der Stimmen für sich gewinnen. Die restlichen Stimmen sind wild über die Chemnitzer Festivalszene verteilt: Von „Brühlfest“ über „buntes Brühlfest, bis hin zu „Baumwollbaum“ und „Kiezmarkt Brühl“ ist alles dabei.

Leerstes Konzert des Jahres: 
5 Prozent stimmten für das „Friends of Gas“-Konzert im Rahmen der Reihe „Die unteren Zehntausend“. 95 Prozent gaben an, gar nicht auf Konzerte zu gehen.

CFC-Niederlage des Jahres:
Offensichtlich ist das die Lieblingskategorie der Chemnitzer. Nirgendwo waren die Antworten vielfältiger. Sie reichten vom 2:3 gegen Zwickau, dem 2:4 gegen Aalen, der 0:3 Heimniederlage gegen Würzburg bis zum 1:3 gegen Hansa. Am beliebtesten war jedoch – wenig überraschend – das 0:5 Pokalaus gegen die Bayern.

Lulatschfarbe des Jahres:
Der Frust über den CFC schlägt sich in dieser Kategorie deutlich nieder. Fast 91% voteten hier für die Farbe „Veilchen“ – also das „Signalviolett“. 3% mögen Verkehrsgelb am liebsten, weitere 2% stehen auf Pfeffigrün und Himmelblau. Erdbeerrot und Melonengelb konnten jeweils nur 1% der Stimmen gewinnen. Gar nicht erwähnt wurde die Farbe „Aquamarin“ – vermutlich, weil sie aufgrund ihrer eingeschränkten Sichtbarkeit noch nicht im Lulatsch-Bewusstsein der Chemnitzer verankert ist.

Freundesbereich des Jahres:  
Hier kann das Kosmonaut doch noch abräumen. Mehr als 1000 Leute stimmten für den dortigen Freundesbereich. Weitere 50 fühlten sich im Wolkenkuckucksheim-Backstage wohl, lediglich fünf im re:marx-Freundesspace.

Leipziganschluss des Jahres: 
Die Ergebnisse in dieser Kategorie fielen erstaunlich deutlich aus: 55% wählten den 17:31-Anschluss am 23.02 zum besten Leipziganschluss des Jahres, 30% stimmten für den 12:31-Zug am 15.11 und 15% für den 14:31-Anschluss am 04.08., alle von Gleis 5.

Wort des Jahres:  Neben obligatorisch angesagten Jugendwörtern wie „i“ , „o“, „u“ oder „e“, stach ein Wort dieses Jahr besonders heraus: “ B A U A B S C H N I T T“

Bauabschnitt des Jahres:  Ein ganz knapper Sieg für Bauabschnitt 1 – euer Bauabschnitt des Jahres. Der zweite und der dritte Bauabschnitt landeten auf Platz 2 und 3.

Ringbusrichtung des Jahres: Klarer Sieg an dieser Stelle für die Richtung „Technopark“ – sie konnte sich mit einer überwältigenden Mehrheit von 100 % gegen andere Ringbusrichtungen durchsetzen.

Zenti-Bahnsteig des Jahres:  Der Umbau hat offensichtlich viele verwirrt: Diese Spalte blieb oft unausgefüllt oder mit kryptischem Gekritzel versehen. Die restlichen Antworten reichten von „Keine Ahnung, mein Bus fährt jeden Tag woanders ab“ über „So krass, als die 51 plötzlich an der Brückenstraße abgebogen ist“  und „Keine Ahnung, fahre nur noch Ringbus“ bis zu „Bahnsteig 11/12,  wegen WLAN“

Monat des Jahres: Wer hätte das gedacht: Euer Monat des Jahres ist der Montag (52%). Andere Stimmen bevorzugten auch den Freitag (18%) , den Mittwoch (15%)  und den Juni.  (6%)

re:marx-Beitrag des Jahres:
So habt ihr gewählt:
neues Titelbild: 282 Likes
Zugspiel: 141 Likes
Chemnitz-Kampagne: 125 Likes
Chemnitz-Krankheit: 125 Likes
Nischel: 123 Likes
Ringbus: 122 Likes

Unsere  persönlichen Favoriten: Instagram, Verschwörungstheorien und der Schlagzeilen-Generator 

Beste unveröffentlichte re:marx-Idee des Jahres:
„Aus die Maus – Exit Parkeisenbahn“. Ein Maussteiger berichtet.
Vor zehn Jahren kam Klaus, ein maustralischer Wanderarbeiter, nach Chemnitz, um hier seinen großen Traum zu erfüllen. Den Traum vom Eisenbahn fahren. Angelokt vom  großen Dampflokversprechen heuerte er als Maskottchen bei der Parkeisenbahn an. Doch glücklich wurde er nie: Aus der Lok dampfte nicht das goldene Glück, sondern  pure Enttäuschung. Die Monotonie der Strecke, das ewige Fahren im Teufelskreis, das ständige Ausgeliefertsein als Maskottchen, die begierig bettelnden Kinderaugen zermürbten Parkbahnmaus Klaus‘ Leben. Und so fasste er einen gravierenden Entschluss…  –  Ein Maussteiger berichtet, Dokumentation, Chemnitz 2017

Blog des Jahres: Hier votete vor allem die ältere Chemnitz Leserschaft für den „Blick“, ebenfalls abräumen konnten die längst wieder entschlafenen Anti-Re:marxler von  Re:Spect – Kultur, Mut, Szene mit ihren peinlich kitschigen Chemnitz-Texten.

Gentrifizierungs-Projekt des Jahres:  An keiner Kategorie scheiden sich die Geister mehr: Viele schrieben mit vor Wut zitternder Feder „Kulturhauptstadtbewerbung“ in den Poll, andere faselten was von der „Zentifizierung“, womit vermutlich der Zenti-Umbau gemeint ist. Die „Brühl-Belebung“ rangiert ebenfalls auf den vorderen Plätzen. Auch das CWE-Projekt „Krach“, die „Kaßberg-Sanierung“, die innerstädtische „Kneipenmeile“ und das „Chemnitzer Modell“ erhielten viele Stimmen.

Bösewicht des Jahres:  Hier teilen sich der Reifenstecher und der Nachtbusfahrer das Siegertreppchen, zweiter wurde der Bad Kopp.

Gutmensch des Jahres: Auch hier teilen sich der Nachtbusfahrer und der Reifenstecher das Siegertreppchen, zweiter wurde der God Kopp, dritter der Lulatsch.

Ereignis des Jahres: 
Was war nicht alles wieder los im Jahr 2017 – dem beschissensten Jahr seit 2016.  Dementsprechend turbulent habt ihr auch die „Ereignis“-Spalte ausgefüllt:. Eure Highlights: Kulturhauptstadtbewerbung, Bombendrohung gegen das Finanzamt, Roland Kaiser auf dem Hartmannplatz, Lulatsch-Beleuchtung, Ringbus-Jungfernfahrt, Anlieferung Weihnachtsbaum und 51 biegt an der Brückenstraße ab.

]]>
https://remarx.eu/2017/12/der-remarx-leserpoll-2017-die-ergebnisse/feed/ 0
TERROR-ALARM! Blogger köpfen Marx-Kopf. https://remarx.eu/2017/01/terror-alarm-blogger-koepfen-marx-kopf/ https://remarx.eu/2017/01/terror-alarm-blogger-koepfen-marx-kopf/#comments Sun, 08 Jan 2017 18:11:26 +0000 http://remarx.eu/?p=7160 Chemnitz – Eine Stadt steht unter Schock! Unmaskierte Unbekannte haben am Sonntagnachmittag in einem brutalen Terror-Akt das einzige Wahrzeichen der Stadt geköpft. 

Gegen 16.30 Uhr stiegen zwei 27-jährige Männer aus einem türkischfarbenen Toyota Starlett an der Brückenstraße.  Die Männer waren mit einem schweren Seil bewaffnet. Sie stürmten den Beton-Vorplatz, auf dem sich sonst indigene Nischljumper tummeln, und versuchten den Nischl mit dem Seil einzufangen. Nach einem minutenlangen Kampf gegen das Kapital gab sich der Beton-Monolit letztendlich doch geschlagen, wie der einzige Augenzeuge, ein Methhead auf Mountainbike, später berichtete.

Bei den beiden Männern handelt es sich um junge, unbekleidete Blogger.
In den Trümmern fanden die Ermittler Bekennerpoesie eines örtlichen Lokalblogs:

„Millennial Identitätsprobleme Karl-Marx-Stadt

Missbrauch Wut

Enthüllung auf der Suche nach

etwas

sich selbst“

Die Polizei hat gegen die beiden 27-jährigen Ermittlungen wegen  Verdachts auf gefährliche Körperverletzung, Rufschändung und Sachbeschädigung eingestellt.

 

 

]]>
https://remarx.eu/2017/01/terror-alarm-blogger-koepfen-marx-kopf/feed/ 1
15,95 Gründe dafür, warum Bilder aus Chemnitz Bilder aus Chemnitz sind. https://remarx.eu/2016/02/sechzehn-gruende-dafuer-warum-bilder-aus-chemnitz-bilder-aus-chemnitz-sind/ https://remarx.eu/2016/02/sechzehn-gruende-dafuer-warum-bilder-aus-chemnitz-bilder-aus-chemnitz-sind/#comments Fri, 05 Feb 2016 12:43:42 +0000 http://remarx.eu/?p=5925 Als Chemnitzer hyperventilierst du jedes Mal, wenn irgendwo irgendjemand, der kein selbstironisch-arroganter Re:marx-Blogger ist, irgendetwas geiles über deine Stadt schreibt.

1. Die Qualität journalistischer Texte ist dir scheißegal           IMG_6338 Aber OMG, wie gut ist bitte dieses Foto vom Brühl, aufgenommen 1983!

2. Weil die Aufmerksamkeitsspanne einer toten Fruchtfliege größer ist als deine
IMG_6774
Für ein Foto von der Chemnitzer Schlossteich-Promenade reicht sie gerade so.

3. Selbst für ein Katzenvideo bist du als User schon zu dumm.
beer_linAber den Artikel „23 Beweise dafür, dass Bier besoffen macht“ hast du dir dreimal reingezogen.

4. Deshalb kannst du dich nur noch an sinnlosen Listen orientieren
IMG_6444Hauptsache es sind mega Bilder vom Chemnitzer Schlossteich dabei.

5. Du kannst nicht mehr als zehn Sätze am Stück lesen
IMG_8432Plattenbaugebiet, WTF!

6. Denn du willst nur noch kurze Klickficks
IMG_6515
Zum Beispiel mit diesem geilen Bild vom Rodeln an der Kassbergauffahrt im Winter 1928

7. Du schreibst für Buzzfeed über eine Stadt, in der du noch nie warst
IMG_7160Und findest auf Flickr epic Fotos von der Chemnitzer Altstadt

8.  Und keinen interessiert es, wenn du dabei failst IMG_6354Denn dieses Foto von Schlüpfern an einer Wäscheleine ist einfach krank!

9. Recherche hältst du für eine gefährliche Geschlechtskrankheit

IMG_8438Aber wie geil ist bitte „25 Fotos, die beweisen, dass Plattenbauten aus Platten gebaut sind“.

10. Sprachlich bewegst du dich auf dem Niveau einer 13-jährigen
IMG_0225
Aber wer braucht schon gute Texte, wenn er Fotos vom Chemnitzer Schlossteich zeigen kann.

11. Regelmäßig kotzt du wahllos Textbrocken auf Twitter, Facebook oder Buzzfeed ins Netz
momaUnd dazu ein Foto vom Gunzenhauser, weil, why not?

12. Und erhältst dafür 283489437501834705 Likes
IMG_6311
Wegen des Bildes vom Balkon des Chemnitzer Rathauses

13. Manchmal willst du richtig investigativ sein, und schreibst was über Chemnitz
IMG_6331Damit du ein Foto von dem bunten Schornstein zeigen kannst

14. Vielleicht hast du jetzt  den Journalismus endgültig ruiniert
europe in 5 daysMit einem Bild, das beweist, wie schön der Blick ins Erzgebirge sein kann

15. Aber who cares, wenn deine Reichweite so groß ist wie die Bevölkerung von China
IMG_3168Und außerdem hast du bei Flickr gerade ein awesome Foto von den Chemnitzer Kunstsammlungen gefunden

16. Du hast keine Ahnung, wie du beweisen kannst, wie dumm dich Soziale Medien eigentlich machen
IMG_0376Deshalb postest du einfach noch mal ein Foto vom Chemnitzer Schlossteich

 

 

OMG            WTF                LOL                  Fail!                   Genial                     SÜSS

]]>
https://remarx.eu/2016/02/sechzehn-gruende-dafuer-warum-bilder-aus-chemnitz-bilder-aus-chemnitz-sind/feed/ 1
Fantasy Land – Die Geschichte des Großen Exodus aus dem Kosovo. https://remarx.eu/2015/07/fantasy-land-die-geschichte-des-grossen-exodus-aus-dem-kosovo/ https://remarx.eu/2015/07/fantasy-land-die-geschichte-des-grossen-exodus-aus-dem-kosovo/#comments Tue, 28 Jul 2015 10:48:15 +0000 http://remarx.eu/?p=5157 Gewitterzellen ziehen über das klimawandelnde Land, von der Faulbrut verrückt gewordene Wespen verüben Selbstmordattentate auf unbekümmert bloß gelegte Körperpartien, unbekannte sirtakitanzende Gläubiger ziehen dem ordinären Girokontobesitzer das Geld schneller aus der Tasche als er seine IBAN aufsagen kann, der BVB kommt ausgerechnet dann, wenn man gerade nur ein halbes Stadion hat und dann wird Chemnitz auch noch von Asylbewerbern überschwemmt, geflutet und gestürmt. Es sind Krisenzeiten.
Kaum treibt der ehrlich zusammengeklaute Exportüberschuss sogar im ewig nicht blühen wollenden Osten ein paar zarte Blüten, da trampeln Flüchtlingshorden alles wieder platt und in unsere schönen leeren Platten ein. Als Chemnitzer steht man immer mit einem halben Bein auf der Wiese des Absurden, auch wenn man dabei jetzt keine auf dem Kopf stehenden Bilder mehr betrachten kann.
Aber es fällt trotzdem schwer zu verstehen, mit wie viel Futterneid und Fremdenhass und Existenzangst viele Menschen auf die Ankunft von Asylbewerbern reagieren, wie Politiker und Medien diese Entwicklung für Populismus und Propaganda ausnutzen als gäbe es tatsächlich eine Krise – so lange, bis es eine wird. Und man merkt, dass selbst eine ehrliche, tröstende Geste wie das Streicheln über die Wange eines weinenden Mädchens verlogen sein kann – weil es eben wegen der eigenen Politik und ihren Folgen weint. Scheiß Merkel, möchte man da manchmal sagen, wäre man nicht Merkel und hätte keine Alternative.
Weil remarx die Worte Party, Pop und Poesie und nicht Politik, Moral und Demagogie im Untertitel führt, wollen wir uns dem Thema Asyl auf eigene Weise nähern und haben uns ein paar Wochen im Kosovo umgesehen. Kosovo ist halb so groß wie Hessen. Schon ganz Hessen wäre den meisten trotz Äppelwoi, Schirrn und DFB wahrscheinlich zu klein, um ein ganzes Leben dort zu verbringen. Aber dann gibt es auch noch keine Arbeit. Einige Gründe, Kosovo für eine Weile zu verlassen, liegen also auf der Hand. Dass so viele von ihnen nach Deutschland kommen, liegt auch an den vielen Gerüchten, die es dort über Deutschland gibt – und die, wie das bei Gerüchten so ist, ziemlich viel über Deutschland verraten und über seine Krisen.IMG_3165

Der Europäische Traum
Es ist eine andere Welt dort. Die Städte und Hochhäuser sind endlos. Die Leute haben schicke Autos und fantastische Wohnungen. Jeder kümmert sich um sich selbst und keiner hat Probleme mit irgendjemandem. Alle arbeiten und machen sich ein schönes Leben, und sogar die, die nicht arbeiten, haben ein gutes Leben. Die Felder sind voll mit Obst und Gemüse, von dem wir noch nie gesehen oder gehört haben. Wenn man nicht mehr genug Geld hat, geht man einfach zur Bank und sie geben dir Geld und du musst es nicht mal zurückzahlen. Die Mädchen sind klasse und machen niemals Schluss. Es ist das Paradies auf Erden. Es gibt endlose Seen und blaue Flüsse in jeder Stadt. Die Lebensmittelläden heißen Supermarkt, weil es dort Superlebensmittel gibt. Ihr Honig ist süßer als unserer und der Schnee auf den Bergen schmeckt wie Eiscreme. Ihre Hunde beißen nicht und ihre Mücken stechen nicht. Sie lassen ihre Haustüren den ganzen Tag und die ganze Nacht offen, weil niemand etwas klaut – denn alle haben alles. Dort ist es wunderbar. Dort ist alles mit Gold überzogen. Dort ist es wie in einem schönen Traum, von dem du willst, dass er niemals endet. (Prolog zum Drama “Peer Gynt from Kosovo” von Jeton Neziraj)

Im Kosovo geht ein Gerücht um: Deutschland nimmt zwar keine Flüchtlinge auf. Aber dort warten schon Beamte aus Kanada, um gestrandete Asylbewerber mitzunehmen, weil man in Kanada Arbeiter braucht. Man erzählt sich auch: Die Deutschen sind so alt, sie bekommen kaum noch Kinder. Wer soll einmal ihre vielen schönen Schulen und Kindergärten besuchen? Darum gibt es jetzt Asyl für Kosovaren, die jüngsten und kinderreichsten Bürger Europas. Es gibt so viele Gerüchte in dem Land, dass es sogar Gerüchte darüber gibt, wo die Gerüchte herkommen. In einigen Moscheen warnten die Imame, dass die Gerüchte von den Serben und ihren westlichen Verbündeten gestreut wurden. Sie wollen die muslimischen Kosovo-Albaner in den Westen locken und so das Land re-christianisieren.

Laut dem Think Tank GAP haben rund 120.000 Menschen seit Ende 2014 Kosovo – ein Land halb so groß wie Hessen – verlassen. Die Medien tauften die Migrationswelle den “Großen Exodus.” „Merkwürdige und falsche Gerüchte“, erklärte Außenminister Hashim Thaci der FAZ, hätten seine Landsleute in Scharen über die Grenze getrieben. Thaci war im Kosovo-Krieg Kommandeur der paramilitärischen UCK. In Lageberichten des BND, die von Wikileaks veröffentlicht wurden, wird er als Kopf der Organisierten Kriminalität beschrieben. Er ist einer der Architekten der Unabhängigkeitserklärung von 2008, die unter anderem von Russland, Serbien, Spanien und Griechenland noch immer nicht anerkannt wird. Als einziges Balkanland unterliegen die Kosovaren noch der Visum-Pflicht. Korruption, Arbeitslosigkeit, Armut, Umweltverschmutzung – bei allen Werten ist das Land Europas Klassenletzter. Noch immer hat die Nato rund 5000 KFOR-Soldaten hier stationiert. All das ist nicht neu. Das Kosovo stagniert abseits der Scheinwerfer der deutschen Presse seit vielen Jahren vor sich hin. Und nun sollen ausgerechnet „merkwürdige Gerüchte“ auf einmal für eine massenhafte Auswanderung gesorgt haben?

Es begann alles in Mirash, 70 Kilometer südlich von der Hauptstadt Prishtina – sagt ein Reporter der Zeitung Koha Ditore: „Drei junge Männer sind bei einem Einbruch erwischt worden. Um nicht im Gefängnis zu landen, gingen sie nach Deutschland. Über Facebook hielten sie Kontakt in die Heimat. Sie haben damit geprotzt, wie bequem man es sich auf Kosten deutscher Behörden machen kann. Es dauerte nicht lange, bis die Facebook-Freunde hinterher reisten. Und dann deren Freunde.“ Und das Gerücht verbreitete sich immer weiter.  In Mirash kennt man die Geschichte anders. Besser gesagt: In Mirash kennt man andere Geschichten. Von einer berichtet mir der Schuldirektor des kleinen Ortes, Bashkim Bytyqi. Seit vergangenen November haben 20 Schüler Mirash verlassen. Insgesamt 80 der 1700 Einwohner des Ortes haben ihre Sachen gepackt und sind nach Deutschland, Österreich, Belgien oder in die Schweiz gegangen. Die meisten hatten Arbeit und ein durchschnittliches Einkommen. “Ich kann bis heute nicht verstehen, warum sie gegangen sind”, sagt Bytyqi.

IMG_3213Die Pausenklingel dringt in das Büro des stämmigen 50-Jährigen wie das Geknisper einer Chipstüte. Die Vorhänge sind zugezogen. Auf seinem Schreibtisch steht, neben der Standarte der Republik Kosovo, ein Tesla-Transformator in der Größe eines Toasters. Bytyqi kurbelt an der Spule, um einen kleinen blauen Blitz zwischen den beiden kugelförmigen Induktoren entstehen zu lassen. “Vorsicht, nicht berühren”, sagt er, “ihr könntet sonst einen Schlag bekommen.” Dann fasst er selbst an die Spule, zuckt zusammen und lacht wie ein Junge, der gerade beim Katze-am-Schwanz-Ziehen erwischt wurde. Er lässt türkischen Kaffee und Kamillentee bringen. “In den vergangenen Jahrzehnten sind etwa 400 unserer Mitbürger legal ausgewandert. Einer von ihnen, der seit Langem in Deutschland lebt, erzählte, die Reisefreiheit sei eingeführt worden. Binnen 24 Stunden sind zehn unserer Bürger nach Deutschland aufgebrochen. Es hat sich wie ein Echo im Ort verbreitet und wurde eine Euphorie. Erst gingen nur die jungen Leute. Bald verließen uns ganze Familien.” Bis Ende März sind zehn von ihnen zurückgekehrt. “Sie sind sehr deprimiert. Sie wissen, dass sie mit ihrem Schicksal gespielt haben”, sagt Bytyqi, der sieben Jahre Bürgermeister war, nun im Gemeinderat sitzt und Geschichtslehrer ist. Mirash besteht hauptsächlich aus rötlichen, einstöckigen Lehmziegelhäusern mit Zäunen aus geflochtenen Weiden davor. Sie sind in gemütlichem Abstand voneinander an der holprigen Straße aufgereiht, die den Ort umringt. Es gibt eine Moschee, einen Supermarkt, einen Fußballplatz mit verrosteten Torpfosten. Die Arbeitslosenrate beträgt 40 Prozent, was 20 Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt liegt.

Valmir Murati, einer der „verlorenen Söhne“ des Ortes, ist vor vier Tagen zurückgekehrt und hat sofort eine Anstellung auf der Obstplantage gefunden. Bytyqi ruft ihn an, zwanzig Minuten später sitzen wir in einem hölzernen Unterstand, umgeben von sieben Hektar Apfelbäumen und Erdbeerpflänzchen. Valmir sitzt neben seinem Ex-Lehrer Bytyqi. Er trägt einen sauber gestutzten Bart und eine Fußballer-Frisur mit kurz rasierten Seiten, im linken Ohr hat er einen kleinen Glasbrilliantenstecker. Er ist 19, sieht aber älter aus, “wegen der vielen körperlichen Arbeit”, sagt Bytyqi und schlägt ihm väterlich auf die Schulter.
Im November ist Valmir nach Deutschland gereist. Auf die Idee brachte ihn ein Freund, der jemanden kannte, der von jemandem gehört hatte, dass die Chancen für Ausländer gut stehen, in Deutschland einen Job zu finden. In Mirash wohnt er mit seinen vier Geschwistern im Haus der Eltern. Mit dem Segen der Familie packte er seine Tasche und ging. Am 1. November fuhr er in die Hauptstadt Prishtina und bestieg dort einen Bus nach Belgrad.

IMG_3184Der Busbahnhof der inoffiziellen Hauptstadt ist ein Parkplatz mit Grill und Kiosk, in die Kniebeuge einer Autobahn gezwängt, unter einem Blechdach stehen rote Plastiksessel für Wartende, an manchen Bussen leuchten noch die Ziele ihres Vorlebens: Günzburg Bhf. oder Fuldabrück. Während des Großen Exodus’ fuhren hier statt fünf plötzlich bis zu 15 Busse am Tag Richtung Serbien. Eigentlich hätten die Busunternehmen dafür eine Genehmigung gebraucht. Aber sie haben niemanden gefragt. Und niemand hat sie aufgehalten. Die Fahrkarten gingen für 50 Euro und mehr von Hand zu Hand. Als sich herumgesprochen hatte, dass die Schmuggler an den Grenzen zu Serbien, statt wie früher 400 bis 800 Euro zu nehmen, ihre Leistungen nun für 150 Euro anbieten, brachen alle Dämme. Junge Männer verkauften ihre Smartphones und fuhren nach Budapest oder Berlin. “Sie hatten gar nicht vor, zu bleiben. Sie wollten einfach mal was anderes sehen, ein Abenteuer erleben, ganz normale Touristen sein”, sagt Politikwissenschaftler Bekim Baliqi.

Valmir rechnete damit, von der Polizei in Serbien erwischt zu werden, aber es passierte in Ungarn. “Sie haben uns 24 Stunden festgehalten, dann gaben sie uns unsere Papiere und unser Geld zurück und sagten, wir sollen uns im Flüchtlingslager in Szeged melden.“ Die Polizisten zeigten dann noch in die Richtung, in der Wien liegt. Ihr müsst in die andere Richtung, sagten sie. Valmir verstand.
Sie fuhren mit dem Zug über Wien und München nach Stuttgart. Dort meldeten sie sich bei der Polizei, um einen Asylantrag zu stellen. Valmir kam in eine Erstaufnahmeeinrichtung in Karlsruhe, sein Freund wurde in ein 300 Kilometer entferntes Heim gefahren.
Valmir schiebt die Hände in die Taschen seiner roten Arbeitsweste, und lässt den Blick über die nahen Ausläufer des wolkenverhangenen Sharr-Gebirges schweifen. Er lehnt sich über den Tisch: “Es war ein gefährlicher Ort, eine improvisierte Containerunterkunft, mit Messerstechereien fast jeden Tag.” Jeden Morgen stand er 7 Uhr auf, ging im winterlichen Baden-Württemberg von Tür zu Tür und fragte nach einem Job. “Einige haben sich über uns lustig gemacht”, sagt er schulterzuckend,  “aber die meisten waren freundlich und erklärten, dass sie niemanden ohne Arbeitserlaubnis nehmen dürfen.” Viereinhalb Monate ging Valmir Klinken putzen. Ende März wurde es ihm zu müßig, auf eine Antwort der Asylbehörde zu warten, zumal alle seine Freunde im Heim bereits abgelehnt wurden. Er lieh sich 80 Euro von Verwandten und kaufte sich ein Rückflugticket. Alles in allem hat ihn die Reise 580 Euro gekostet. Das Durchschnittseinkommen liegt im Kosovo bei 300 Euro.
Valmir versenkt den Kopf zwischen den Schultern, blickt kurz zu Bytyqi, als suche er seine Zustimmung. Aber sein ehemaliger Lehrer versucht gerade mit dem Autoschlüssel etwas aus einer Kerbe des Holztisches heraus zu pulen. “Ich habe als erster das Land verlassen. Aber ich habe nie irgendjemandem erzählt, dass es toll wäre in Deutschland”, sagt er mit erhobenen Händen.

IMG_3207Nach dem Treffen mit Valmir zeigt mir Schuldirektor Bytyqi – er fährt einen mattroten, 30 Jahre alten Mercedes E 190 – noch, wo man in Mirash Party machen kann. In einem 70 Quadratmeter großen Raum über dem Supermarkt. Er erinnert an das Büro eines Tiefgaragenbesitzers. Nur dass es hier einen Kicker-, einen Billard- und einen Tischtennistisch, eine Dartscheibe und einen Fernseher für Fußballübertragungen gibt. Auch eine Theke ist da, aber keine Flaschen. “Hier treffen sich Einwohner jeden Alters in Harmonie”, sagt Bytyqi. Er sitzt an einem Tisch am Fenster. Von dort hat man eine gute Aussicht auf den Friedhof und die Berge. Vor dem Supermarkt tuckert eine Tischkreissäge vorbei, die auf Räder gestellt und mit einem halben, rückwärts aufgesetzten Autochassis verschweißt wurde.
Eine der beiden Supermarktverkäuferinnen kommt hoch und stellt Coladosen und Aschenbecher auf den Tisch. Bytyqi fordert sie auf, ein Erinnerungsfoto zu machen. Dann erzählt er, wie der Ort am 16. April 1999 von serbischen Paramilitärs besetzt wurde. Wie ein 14-Jähriger erschossen wurde. Dass alle Einwohner binnen einer halben Stunde fliehen mussten. Felder und 36 Häuser wurden niedergebrannt, das Vieh im Stall getötet. Als sechs NATO-Kampfbomber über dem Ort kreisten, zogen sich die Serben zurück. Am nächsten Tag kehrten die Bürger von Mirash, die zwischenzeitlich im Gebirge Zuflucht gefunden hatten, zurück.
“Am schönsten ist es hier im Sommer”, findet Bytyqi, wenn all die Ausgewanderten ihren Urlaub in Mirash verbringen. “Dann ist dieser Raum immer voller Menschen.” Er verliert sich darüber so sehr in Gedanken, dass er vor Schreck vom Stuhl springt, als sein Telefon klingelt. Sein Klingelton ist die Melodie von Roadhouse Blues.

IMG_3220Bei GAP schätzt man die Zahl der Kosovaren, die legal oder illegal im Ausland leben, auf etwa 1,3 Millionen. Ihre Geldüberweisungen in die Heimat machen 16 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Überall trifft man Menschen, die Deutsch sprechen. Der Taxi-Fahrer vom Flughafen hat in München in einer Hotelküche gearbeitet. Der Koch im Fleischlokal war mal Gärtner in Kassel. Der Kellner im “Aurora” würde gern Gärtner in Frankfurt werden. Der Handy-Verkäufer war Busfahrer in Düsseldorf, der Fahrer vom Zahnarzt Bauarbeiter in Basel. Und Schuldirektor Bytyqi machte in Österreich Sauerkraut.

Zurück in Kosovos Hauptstadt Prishtina treffe ich einen Mann, der mir als “the driver” vorgestellt wird. Er heißt Muhamet Arifi, ist 42 Jahre alt, hat dichtes, schwarzes Haar, und beendet seine Sätze immer mit “yes?”, was einen bald dazu zwingt, ihm permanent zuzustimmen. Er nimmt mich mit nach Plemetina, einen Ort mit 1400 Einwohnern.
Arifi hat seinem Bruder 1500 Euro geliehen, damit der nach Deutschland geschmuggelt werden kann. “Jeder Mensch hat das Recht frei zu wählen, wo er leben möchte. Und wem kann man es übel nehmen, wenn er hier wegziehen will?”, sagt er auf dem Weg nach Plemetina. Der Ort hat ähnliche Erfahrungen mit Migration gemacht, und ist dennoch mit dem idyllischen Mirash nicht vergleichbar. Plemetina ist mit Millionen Plastikteilchen übersät. Der süßlich-scharfe Geruch brennender Chemikalien klebt in der Luft. Kinder durchwühlen Schuttcontainer auf der Suche nach Altmetall. Andere schaukeln an einer Kette aus Lumpen, die sie an einer Hochspannungsleitung fest geknotet haben. Manche drehen auf zusammengestückelten Fahrrädern ihre Runden im Ort. Es wirkt wie die zynische Version eines Wes Anderson-Films.

IMG_3072Rund 400 Roma, Ashkali und Ägypter sind nach dem Krieg 1999 in Plemetina angesiedelt worden. Die meisten leben in zwei Hochhäusern, die vor zehn Jahren neben den Bahngleisen errichtet wurden. Von fast jedem Balkon hängt Wäsche zum Trocknen. Neben jedem Balkon markiert ein großer schwarzer Rußfleck den Ausgang des Ofenrohres.Der Horizont wird beherrscht von der größten Dreckschleuder Europas: Zwei Braunkohlekraftwerke, aus denen lange, braune Wolken aufsteigen. Im Umkreis von sechs Kilometern ist das Risiko, hier Krebs zu bekommen, 30 Prozent höher als im Rest des Kosovo.

IMG_3066Arifis Bruder ist mit seiner Frau und den vier Kindern Ende des Jahres nach Deutschland gegangen. “Er hat einen Asylantrag gestellt. Er weiß, dass das höchstwahrscheinlich nicht klappt. Aber in der Zwischenzeit, im Asylbewerberheim, erhält er rund 1500 Euro Sozialhilfe im Monat. So viel verdient er hier im Leben nicht. Also versucht er, so lang wie möglich zu bleiben. Ist das nicht nachvollziehbar?” Er schaut mich durch den Rückspiegel an und wartet auf ein Zeichen des Einverständnisses, um fortfahren zu können. “Das einzige, was mir leid tut, ist, dass seine Kinder ein Jahr in der Schule verpassen werden.”Arifi ist nicht bloß “the driver” bei Balkan Sunflowers, einer nationalen Hilfsorganisation für Flüchtlinge, sondern ihr Direktor, wie er kurz vor Ende der Fahrt sagt. In Plemetina arbeiten sie an der “Inklusion sozial marginalisierter Gruppen.”

“Der Große Exodus hat nicht erst im November begonnen. Zu der Zeit ist die albanische Bevölkerung in Größenordnungen ausgewandert. Aber die Roma, Ashkali und Ägypter gingen schon viel eher”, sagt Bashkim Ibishi, Chef der Hilfsorganisation KAAD. Laut seinen Zahlen haben 2867 Mitglieder dieser Minderheiten Kosovo innerhalb der letzten acht Monate verlassen. Das sind rund acht Prozent. In den meisten Kommunen leben sie getrennt von der albanischen oder serbischen Bevölkerung. Die Arbeitslosigkeit unter ihnen beträgt selbst nach Regierungsangaben 90 Prozent. “Die Rechte der Minderheiten gibt es nur auf dem Papier”, sagt der 50-jährige Ibishi, “in Wirklichkeit haben sie aber keinen gleichrangigen Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Arbeit, Wohnraum etc.” Er alarmierte die Regierung, als es los ging mit der Flucht im Juni 2014, und verschickte Pressemitteilungen an die Medien. “Aber niemand hat reagiert.”
Ibishi sagt, wie viele andere, dass die Politik die Migrationswelle absichtlich ignorierte. Nachdem im Dezember fest stand, dass die neue Regierung wieder die alte sein wird, und wiederholt Berichte über bestechliche europäische Richter, die im Kosovo im Rahmen der EU-Mission EULEX aktiv sind, erschienen waren, kam es zu gewaltsamen Protesten in Prishtina. “Indem die Regierung die Leute einfach gehen ließ und gemeinsam mit Serben und Ungarn einen Fluchtkorridor nach Westen offen hielt, hat sie Druck aus dem Kessel genommen”, sagt Ibishi. Wer in Deutschland Asyl beantragt, der wirft keine Steine, so die Logik, und der fällt auch aus der Arbeitslosenstatistik. Die Serben freuen sich über alles, was den Kosovo stabilisiert. Und die Ungarn kassieren von der EU für jeden registrierten Flüchtling. Umso besser, wenn die dann gar nicht bleiben.
Wer Ibishi für einen Verschwörungstheoretiker hält, sei daran erinnert, was allein die Ankündigung bevorstehender Reisemöglichkeiten für DDR-Bürger am 9. November 1989 in Berlin auslöste.

IMG_3159Eines der Gerüchte, die die Menschen zur Flucht bewegten, dreht sich um eine ominöse Quote, die sich die deutsche Regierung selbst verordnet habe. Demnach müsse Deutschland immer eine bestimmte Anzahl schwarzer und weißer Flüchtlinge aufnehmen. Da zur Zeit so viele Araber und Afrikaner kommen, gäbe es nun wieder gute Chancen auf Asyl für Weiße wie die Kosovaren.
“Viele Kosovaren haben ein sehr geringes Bildungsniveau. Sie glauben das, was eine Person mit Autorität zu ihnen sagt. Die googlen das nicht erst”, sagt Dramatiker Jeton Neziraj, der mit “Peer Gynt from Kosovo” ein Theaterstück geschrieben hat, das sich den oft unrealistischen Erwartungen an ein Leben im Ausland widmet.
Dass Kosovos Bevölkerung sehr jung ist, ist allerdings Tatsache. Mit 55 Prozent Unter-30-Jährigen ist sie sogar die jüngste Europas. In einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung äüßern 55 Prozent von ihnen die Bereitschaft, ins Ausland zu emigrieren.

Ein wenig erinnert das alles an die großen Flüchtlingsströme aus Osteuropa während der Hungersnöte im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Menschen strömten auf die Schiffe nach Übersee, um ein gelobtes Land zu erreichen, das sie nur vom Hörensagen kannten. Damals waren es die USA. Heute ist es die Europäische Union, die sich allerdings weniger gastfreundlich gibt. Nur 0,3 Prozent der Kosovaren, die in Deutschland Asyl beantragen, dürfen bleiben.

Gegen Ende meines Aufenthalts in Prishtina besuche ich einen stillgelegten Vergnügungspark namens Fantasy Land. Auf dem Weg zum Eingang sind ein buntes Karussell, der Autoscooter und eine Geisterbahn zu sehen. Clown- und Ballerina-Statuetten lächeln mir durch den Zaun entgegen.  Beim Hineingehen stoppt mich ein Mann. “Es ist geschlossen”, sagt er, “aber Sie können gern im Park nebenan spazieren gehen.”

 

Die Autoren: 

Valentina Nicolae arbeitet in Rumänien für das Magazin Sapte Seri und das unabhängige Journalistenkollektiv Casa Jurnalistului.

Christian Gesellmann ist Redakteur bei der Freien Presse.

Der Text erschien in einer gekürzten Version im aktuellen Fluter (Bundeszentrale für politische Bildung), im Dandy Magazin (Zürich) sowie in den jeweiligen Landessprachen auf kosovotwopointzero.com und casajurnalistului.ro

 

 

]]>
https://remarx.eu/2015/07/fantasy-land-die-geschichte-des-grossen-exodus-aus-dem-kosovo/feed/ 1
dm-Haul and other Poems. https://remarx.eu/2014/11/dm-haul-poems/ https://remarx.eu/2014/11/dm-haul-poems/#respond Thu, 20 Nov 2014 13:16:32 +0000 http://remarx.eu/?p=4179

„Heute Vormittag ging ich mal wieder kurz zu dm Drogerie Markt. Sie kennen das. Man braucht nur Zahnpasta und kauft dann noch Duschgel, Lebkuchen, Geschenkpapier, Windeln … zum Schluss ist der Wagen voll und man tritt reumütig den Weg zur Kasse an. Als ich all meine Einkäufe auf das Band gelegt hatte, entdeckte ich aus dem Augenwinkel eine neue Manomama-Tasche! Wer hier schon etwas länger mit liest, weiß ja inzwischen, dass ich jede Manomama-Taschen mit Begeisterung und aus Überzeugung kaufe.“

OK, kurze Pause. Sind den Hipsterschmierfinken von re:marx nun endgültig die Gehirne windelweich gespült und, in einer Berliner-Luft-dichten Kruste aus Duschgel und Lebkuchen versiegelt, in Geschenkpapier verpackt der Zahnpastafee auf das Motelbettkopfkissen gelegt worden? Nein, aber dazu später mehr. Der zitierte Text ist die Einleitung zu einer spektakulären Enthüllung der Bloggerin Pia Drießen, die einen „Shitstorm über dm“ (Meedia, Chip, Huffington Post) regnen ließ. Einen Tag, nach dem der Beitrag „Nicht nur eine Tasche“ auf ihrem Blog erschien, der von einer Biowaschmittelfirma gesponsert wird, hat Drießens beeindruckende Recherche ihren eigenen Hashtag, damit sich die öko-alarmbereite Landlust-Gesellschaft so schnell wie möglich gegenseitig mit einem Tweet vor der fiesen Drogeriekette warnen kann. Einen Tag später ist der #Taschengate bei Spiegel Online und der Süddeutschen angekommen, die dm-Webseite  lahmgelegt und vor der neuen dm-Filiale in der Ermafa-Passage legten Menschen am Sonntag spontan Kränze nieder.

Irina_Gache
Po-e-sie: Kommerziell katastrophale Kunstform für verzweifelte Versfans Foto: Irina Gache für Besser Als Heute Morgen

Fest steht: Wieder einmal haben die Qualitätsmedien versagt. Was Drießen nämlich aufgedeckt hat ist, dass dm seit „geraumer“ Zeit seine bunten Stofftaschen nicht mehr ausschließlich in Augsburg, sondern auch in Indien herstellen lässt. Drießen hat es „aus den Schuhen gehauen“, als sie es erfuhr. Gut, es war nicht sehr schwer, das herauszufinden, es steht nämlich auf einem postkartengroßen Pappkartonflyer, der in den Taschen liegt und den Kunden erklärt, dass ein Teil der Einnahmen an Kinder in Tirupur/Indien geht, wo sie auch genäht werden. „So sehr ich auch darauf rum denke, ich erkenne da absolut keinen Sinn oder eine Notwendigkeit hinter“, tippt Drießen entrüstet und die Gutmenschen-Netzgemeinde ist empört und die Journalisten, die wie feinfühlige Romanautoren jedes kleine Beben in der Gesellschaft schon kurz nach Emission am moralischen Kern erspüren, kartographieren die Erschütterungen, die unerklärlicher Weise mit jedem Bericht und jedem Hashtag den Shitstorm über dm noch brauner werden lassen. Gewitterwolken voller Scheiße praktisch, die da jetzt über dem dm-Headquarter grollen, wo ein Krisenstab gerade ein paar Ehrenamtliche brieft, die nach Indien delegiert werden, um dort die bald wieder arbeitslosen Kinder zu trösten oder zurück zu Kik zu schicken. (Bei sich selbst setzt Mama Miez übrigens sehr vorbildlich auf volle Transparenz. In einer Zeit, in der das Verhältnis zu den etablierten russenhassenden Medien getrübt ist, stiftet sie mit der Öffnung ihres Privatlebens für die Netzöffentlichkeit neues Vertrauen. Zum Beispiel mit minutiös geschilderten Berichten der offenbar tagelangen Geburten ihrer drei Kinder.)

Mathilde_Schliebe
Verwahrloste Poeten-Brust: Den passenden Rasierer von Braun gibt’s bei (b)dm ab 60 Euro Foto: Mathilde Schliebe für Besser Als Heute Morgen

Wir von re:marx sind jedenfalls angefixt. Scheiß auf diese ganzen Kulturthemen. Archäologiemuseum? Sollen eine Anzeige schalten. Irgendwelche Raves und Indie-Konzerte, Ausstellungen und dieser ganze Hipster-Swag? Zewawischundweg von den reinlichen Pforten des faktenfreien Aufregerbloggens! Ab sofort nehmen wir uns nur noch verbrauchernahe Themen zur Brust! Demnächst werden wir die Lackierung der Weihnachtsmarktbuden auf Umweltverträglichkeit prüfen, den Lackmustest am Schweinehack von Aldi vornehmen und ohne Festzuhalten Straßenbahnfahren. Bevor wir uns aber in die luftigen Höhen der besorgten Müttergemüter und „Ist-das-Bio?“-Boheme schrauben, müssen wir wegen ärgerlicher, vor langer Zeit gegebener Versprechen noch mal ins tiefe Tal der Lyrik steigen.

Lyrik, das war diese Sache mit den Gedichten, eine im Mittelalter zur Anbahnung des Geschlechtsverkehrs entwickelte Kunstform, die nur noch von wenigen Menschen praktiziert wird, auf deren Blogs Biowaschmittelfirmen niemals werben wollen würden (und wahrscheinlich auch sonst niemand). In Chemnitz fand sich vor zwei Jahren eine Selbsthilfegruppe der Lyrikliebhaber und Poeten zusammen, die mit Gesprächen das Entschwinden ihrer Leidenschaft aus dem kulturellen Äther zu verarbeiten suchten. Augenzeugenberichten zufolge arteten einige ihrer Treffen, offenbar vom Alkohol befeuert, in kultische, sektenähnliche Veranstaltungen aus, die die Lyrikliebhaber „Lesungen“ nennen. Auf der Franz-Mehring-Straße skandierten sie mit Mikrofonen und sorgten für die mehrstündige Besetzung der Bürgersteige, im Garten des Aaltra nisteten sie sich unter dem Rhododendronbusch ein und in Leipzig und Zwickau in Dachböden.

Horatiu_Lazar
Foto: Horatiu Lazar f. Besser Als Heute Morgen

Die Aktivitäten dieser Gruppe gipfelten schließlich in dem Druck der Lyrikzeitung „Besser Als Heute Morgen“, in der sowohl radikale Jungpoeten als auch Altmeister des Lyrizismus aus mehreren europäischen Ländern sowie den USA eine Plattform geboten wird. Gegenwärtig wird nach Informationen von re:marx die zweite Ausgabe der Poet-Propaganda gedruckt. Demnach haben neben fast pornographischen Bildmaterial mehrere Preisträger des Sächsischen Literaturpreises Eingang in die Zeitung gefunden, deren Erscheinen in dem Lokal Emmas Onkel gefeiert werden soll, wahrscheinlich auch noch von moderner Musik umrahmt, mit der sich die Lyriker in den abgewetzten Mantel des Zeitgeistes zu hüllen versuchen. In Wahrheit, so sind wir überzeugt, werden sie keinen Cent damit verdienen!

(fck)

]]>
https://remarx.eu/2014/11/dm-haul-poems/feed/ 0
Lieber Dr. Sammer: Der Mann hinter re:marx beantwortet Fragen zur Fußball-WM (1) https://remarx.eu/2014/06/lieber-dr-sammer/ https://remarx.eu/2014/06/lieber-dr-sammer/#comments Wed, 25 Jun 2014 10:36:51 +0000 http://remarx.eu/?p=3792 Fußball, Fußball, Fußball. Zugegeben: Nach gefühlten fünf Wochen WM nervt uns dieses Fußball, von dem jetzt plötzlich alle reden, schon ein bisschen. Die gesamte Redaktion scheint sich mit Turnierbeginn spurlos aufgelöst zu haben – und das, obwohl keiner von uns wirklich glaubt, dass sich dieses Fußball am Ende durchsetzen wird. Trotzdem prasselten die Leser-Fragen auf uns ein, wie Alex Songs Ellenbogen in den Nacken von Mario Mandžukić, wie Suárez‘ Zähne in die Schulter von Chiellini. Höchste Zeit also für ein beherztes Eingreifen von Dr. Sammer, der sich den Sorgen unserer Leser liebevoll angenommen hat.

unschuld
Lieber Dr. Sammer, Warum sind die Schiris solche Pfeifen?

Lieber Dr. Sammer,

Leider kann ich aufgrund meiner Arbeit die meisten Spiele nicht im TV verfolgen und muss auf diverse Live-Ticker im Internet zurückgreifen. Die sind aber allesamt langweiliger als ein Kommentar von Tom Bartels. Wo finde ich den besten Liveticker?
Abgesehen von diesen humorbefreiten Stümpern ohne Sachverstand, empfehle ich dir den Twitter-Account von Rihanna. Hier findest du sowohl taktisch detaillierte Analysen („Germany is too fucking real today“, „Holland is on one“ „Man they know better than to give Suarez that much room. BRUH!“) als auch eine präzise beobachte wie wortgewitzte Wiedergabe des Spielgeschehens („Whaaaat is this? Okay Italy, I’m up. Ima need y’all to wake up“ „Germany bout to go MAD“ )

Ich gehe davon aus, dass ich die Stadt verlassen muss! Der Grund: Ich werde beim Tippspiel unter den Kollegen nicht auf Sieg der deutschen Mannschaft setzen. Das kann Ärger geben!! Können Sie mir ein fussballerisches Dorado empfehlen in dem ich Exil beantragen könnte?
Versuchen Sie es doch mal in einer links-alternativen Kommune/WG/Location. Hier gilt es als äußerst gefährlich, für die deutsche Nationalmannschaft zu jubeln – man hält konsequent auf den Underdog, hauptsache dagegen. Ein Paradies für viele Schland-Skeptiker. Ansonsten gilt: Meiden Sie das Brandenburger Tor! Verlassen sie im Falle des Finaleinzuges sofort das Land!


Während der WM bin ich passionierter Popler. Wegen der Aufregung, versteht sich. Was mache ich mit meinen Nasen-Abfallprodukten nach dem Spiel?
Hier gilt: Von Jogi lernen, heißt siegen lernen!

Bei unserer Leserschaft scheint  die belgische Nationalmannschaft übrigens die größte Fanbase zu haben. Etwa hundert Fragen erreichten uns zu den „Diables Rouges“ , den „roten Teufeln“ – hier die Wichtigsten.

Hat Eden Hazard einen Garten?
Genau so könnte man auch fragen: Hat Arjen Robben einen Zoo? Daley Blind nur ein Auge? Was macht Leckie mit seiner Zunge? Kommt Jonathan morgen mit in die Mensah? Wie viele Immobilen besitzt Ciro? Hört Bruno Martins gerne Indi? Ist Wesley ein guter Sneijder? Was gibt’s Neues von Hanni und Nani? Ist Bengalio im Stadion überhaupt erlaubt? Wie hieß noch mal der WM-Song von Shaqiri? Schrieb  Dante nicht die göttliche Komödie? Ist Toni zu kroos, Philip zu lahm, Joe zu hart? Wann kommt, sieht und siegt Julio Cesar? Ist Lamouchi in Wirklichkeit eine Frau? Man weiß es nicht!

Wohnen Tiere in den Frisuren von Axel Witsel und Marouane Fellaini?
Ja. Vor allem Fellaini hat die mit Abstand beste Fußball-Frisur seit den Siebzigerjahren. Zoologen rechnen mit einem rapiden Anstieg der Kolibri- und Gürteltier-Population in Belgien nach Ende der Weltmeisterschaft. Aber auch einige WM-Bärte zeugen von hohem zoologischen Fortpflanzungs-Potenzial. Die BILD bereitet die Schlagzeilen schonmal vor: „Panik! Bedroht das Dengue-Fieber jetzt auch Deutschland? – Diese Mücke wurde im Bart von Portugal-Star Ràul Meireles nach Europa eingeschleppt!“

Wieso spielen die eigentlich so technisch-hochversierten Belgier bisher so unästhetisch?
Die Belgier spielten eine überragende Qualifikation gegen Todes-Gegner wie Wales, Schottland und Mazedonien und zogen ungeschlagen und mit einer Tordifferenz von 18:4 Toren in die Endrunde der Weltmeisterschaft ein, weshalb sie als Topfavorit unter den Geheimfavoriten gelten. Warum sie nun so rumgurken, ist vielen Experten schleierhaft, aber die Belgier sind kein Einzellfall: Wieso ist die angebliche Hammer-Offensive Argentiniens plötzlich so schwach, obwohl sie in der Qualifikation noch alles in Grund in Boden spielte? Und warum sind die Franzosen plötzlich so stark, obwohl sie in den Playoffs beinahe in der Ukraine gestrauchelt wären? Wir ahnen es: Auf die Qualifikationsergebnisse ist einfach kein Verlass mehr. Und auf Favoriten ohnehin nicht. Vermutlich hätten bei dieser WM selbst die Faröer-Inseln den Einzug ins Halbfinale geschafft.

Wo liegt eigentlich Belgien? Belgien grenzt direkt an Bielefeld.

Fußballer gelten ja eher selten als intellektuell. Gibt es da auch Ausnahmen?
Diese Unterstellung ist polemisch und ungerecht. Fußballer sind sehr wohl intellektuell. Sie berechnen nicht nur permanent Räume und Flugkurven, viele von ihnen gelten auch als Künstler, manche gar als Poeten. Beweis? Bitte!

Warum hat man Blinde die Fußballschuhe der WM designen lassen?
Na, na. Bitte nicht beleidigend werden. Blinde hätten definitiv schönere Schuhe entworfen. Das war eindeutig ein von sich selbst berauschter Sepp Blatter auf LSD oder kolumbianischem Koks. Mit den einzelnen Sportartikelherstellern hat das absolut gar nichts mehr zu tun – die gesamte Fußballwelt gehört schließlich ausnahmslos der Fifa.

1471153_694505927254060_7040483815801416866_n
Warum darf Reinhold Beckmann immer noch Fußballevents moderieren?
Für viele scheint das absolut unverständlich. Bei Beckmanns WM-Einsatz handelt es sich jedoch um eine klare Präventions-Maßnahme der deutschen Musikwirtschaft: Man will  ihn davon abhalten, weiterhin in Deutschland Musik zu machen.

Wann wechselt S.Aurier zum HSV?
Mit seiner akuten Abwehrschwäche sollte sich der Dino umgehend um Außenverteidiger S.Aurier bemühen, wenn er nicht aussterben will. Sein Marktwert liegt derzeit bei mageren 6,5 Millionen. Ein echtes Schnäppchen! Allerdings läuft S.Auriers Vertrag beim französischen Erstligisten FC Toulouse noch bis 2018. Die Höhe der Ausstiegsklausel ist mir nicht bekannt. Fakt ist: Der HSV sollte sich beeilen, denn angeblich graben sowohl Arsenal als auch Dortmund gerade ihre Transferabsichten aus.

Wer hat mehr (Ge-)Biss? Uruguay oder ein Uruk-Hai?
Eindeutig Uruguay. Ein einzelner Uruguay würde der gesamten Nationalmannschaft Uruk-Hais reihenweise die Köpfe abbeißen.

Wonach schmeckt dieses neue Freistoßspray?


Nach Eiern. Die braucht man, wenn man die Absicht hat, eine Freistoß-Mauer zu errichten.

Wie würde ein Oliver Kahn auf den Überdruck von Cola und Mentos reagieren?
Ein Oliver Kahn braucht diesen Druck. Ein Oliver Kahn würde die Cola einfach trinken und das Mentos eiskalt essen.

Wer wird Weltmeister?
Unser Traum: Deutschland gegen Griechenland im Finale. Griechenland gewinnt 2:1 durch ein Eigentor von Lahm und rächt somit sich an Angies fieser Europapolitik. Angie bricht sich beim Jubeln über das eine Tor von Thomas Müller den Arsch und Oli Kahn wird Kanzler. Wie dem auch sei: Bei dieser WM ist alles möglich. Vermutlich gewinnt am Ende sogar der HSV!

 

]]>
https://remarx.eu/2014/06/lieber-dr-sammer/feed/ 2