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Mythos Schlossteich: Unterwegs im Venedig des Ostens.

Gemeinhin gilt Chemnitz ja als hässlich. Einzig echte Chemnitz-Conaisseure – wie etwa die Redakteure vom Qualitätsmedium Buzzfeed – wissen, wo die ewige graue Stadt heimlich so richtig hübsch ist: In der Senke zwischen Schloss- und Kaßberg, ganz in der Nähe der legendären Limbacherstraße, liegt eine überdimensionierte Pfütze, auf der oft weiße Plastikschwäne und manchmal bunte Plastiktüten treiben – der schönste Teich der Welt, genannt Schlossteich, oft verglichen mit Venedig, warum auch immer. Der Inbegriff von Idylle. Immergleiche Fotos vom Schlossteich zu posten, gilt gemeinhin als der ultimative Sechser in der wild-willkürlichen Clickbait-Lotterie des Web irgendwaspunktnull: Hauptgewinn, Reichweite für immer. Weil wir von re:marx ja auch über einen selbstgewählten Bildungsauftrag verfügen, den ihr mit euren Flatrate-Zwangsgebühren mitfinanziert, wollen wir endlich auf den neuen digitalen Trend aufspringen und aufklären über den „Mythos Schlossteich“, der durch die Weiten des Web geistert wie die Annahme, Kraftklub stecke hinter PARTY OHNE GRUND, einem offensichtlichem Abklatsch von THE RAGE OF CHEMNITZ. (Gut, das haben wir uns jetzt ausgedacht). Der Schlossteich aber existiert wirklich, samt Insel, Pavillon, Bootsverleih und Milchhäuschen: Das K(l)einvenedig von Karl-Marx-Stadt.

Kaum kitzeln die ersten Sonnenstrahlen freundliche Gesichter aus den grimmigen Grimassen, droht die Schlossteichinsel wegen Überfüllung zu sinken. Wenn Wetter ist, muss am Wasser gelegen, geradelt, gegrillt, gelesen, geliebt und gesoffen werden. Und so versammelten sich am ersten warmen Wochenende des Jahres die Sonntagsausflüger wie die Schmeißfliegen am seichten Schloss-Gewässer, um feierlich Einweggrille einzuweihen. Im tiefgrauen Wasser schlummern schlammige Sagen, spiegelt sich auch das Abbild der Chemnitzer Bevölkerung: Am Ufer des Schlossis sonnen sich Muslima genauso wie biodeutsche Kaßberg-Familien, Studenten, Schüler, Prolls, junge männliche Migranten, Senioren, Reishüte, Eistüten, einsame Herren mit Hund, Touristen, Fahrradfans mit ganz viel Zubehör, Nordic Walker, AfD-Wähler, AfD-Hater, ewig lange Aufzählung Ende.

Der Schlossteich ist ein Ort der Magie, eine Insel der Harmonie, ein Bootsteuer-Paradies. Die grüne Lunge der Stadt. Doch die grüne Lunge der Stadt scheint stark vergiftet, wie unsere aufopferungsvollen Sonntags-Recherchen im Panama des Ostens ergaben.


Der Schlossteich – Menschenmagnet, Mythos, Müllhalde? Das Chemnitzer Sommermärchen in absolut entzaubernden Bildern

„unfassbar schön“ (Buzzfeed)

„einfach einzigartig, egal wie das Wetter ist“ (Buzzfeed)

„Besuchst Du Chemnitz, werden sie Dich denken lassen, Du wärst in Venedig“ (Buzzfeed)

„Schau Dir mal unbedingt die kleinen Gasthäuser in unmittelbarer Nähe des Schlossteichs an – unfassbar schön!“ (Buzzfeed)

Re:marx präsentiert eine Bildergalerie wie ein Sonntagsspaziergang, zum schnellen Durchklicken und zum kontemplativen Verweilen.

Dunkel. Dreckig. Chemnitz: Die Schattenseiten des Sonnenbergs.

Wie sang Peter Licht einst so schön? „Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf’m Sonnenberg“. Und wo Licht ist, ist bekannermaßen immer auch Schatten. Für den zweiten Teil der Chemnitzer-Kiez-Portraits haben wir uns die kugelsicheren Westen übergeworfen und uns mit Einbruch der Dämmerung im freien Fall in die sozialen Schluchten des Sonnenbergs gestürzt.  Zwischen Unterführung und Underworld wollten wir in dieser schaurigen Schattenwelt wandeln, um zu sehen, ob der Sonnenberg seinem räudigen Ruf  tatsächlich gerecht wird. Da er das absolut tut, gibt es heute für euch tausend Fotos und kaum Worte, weil das erfahrungsgemäß die meisten Klicks bringt und weil Worte manchmal auch einfach nur überflüssig sind (, wenn es Bilder dazu gibt).
Was bleibt uns da noch groß zu sagen außer:

Weiterlesen„Dunkel. Dreckig. Chemnitz: Die Schattenseiten des Sonnenbergs.“

Die gefährlichste Straße Chemnitz‘: Ein fotografischer Streifzug.

Seit jeher sehnt man sich in Chemnitz nach einem echten Kiez: Stadtleben zwischen schick und schmuddelig, Dönerbude und Edelitaliener, Späti und Secondhandshop, Raucherkneipe und Bio-Laden, Spielplatz und Spielhölle.
Alle Versuche, dem Brühl, der sich nahezu schreiend laut dafür anbietet, einen Neustadt-Stempel aufzudrücken sind einigermaßen kläglich gescheitert. Lieber lässt man dort jetzt Häuser teuer sanieren. In Bernsdorf, wo überwiegend Studenten leben, gibt es zwar einen Hype-Bäcker, aber abgesehen vom Imagine-Pub auch keine einzige ordentliche Kneipe. Am Sonnenberg wiederum sind die Kiez-Bedingungen gut, hier beginnt ‚was zu gedeihen. Was man in der Stadt aber bisher irgendwie nicht verstanden hat: Ein Kiez entsteht und lebt vor allem durch eine gewisse Eigendynamik des Viertels, sein Charme lässt  sich schwer durch pseudo-hippe Geschäftsmodelle der Wohnungsgenossenschaften transportieren. Im Kiez gibt es nicht nur schickes Studentenwohnen, sondern auch schmuddelige Eckkneipen und andere dubiose Etablissement. Stadtleben zwischen Glanz und Zwielicht.
Wenn man also irgendwo in Chemnitz Waffenspätis, Geldwäschereien und Drogenküchen zwischen Imbissbuden und Tattoo-Studios vermuten würde, dann wohl auf der Limbacherstraße. Sie ist zwar nicht sonderlich schick, dafür aber besonders schmuddelig. Immerhin findet man hier die Zukunft, allerhand ranzige Imbisse, Tattoo- und Nagelstudios, einen Armyshop und den Verein der Angolaner in Chemnitz, eine Salbenmanufaktur, eine Salzgrotte, viel Straßendreck und noch viel mehr Supermärkte. Eigentlich der perfekte Nährboden für den ersten echten Chemnitz-Kiez. Im Rahmen unserer hiermit startenden Porträt-Serie über die abenteuerlichsten Straßen der Stadt haben wir an einem lauen Aprilnachmittag einen fotografischen Streifzug angetreten und dabei eine ganz erstaunliche Entdeckung gemacht: Unsere Reise zum heimlichen Headquarter von Käsemaik.