Wiki-How: Ins Impfzentrum einlaufen und gut dabei aussehen 
Wiki-How: Ins Impfzentrum einlaufen und gut dabei aussehen 

Wiki-How: Ins Impfzentrum einlaufen und gut dabei aussehen 

Sie ist die einzige Nadel im Oberarm, die wirklich cool ist: Die Corona-Schutz-Impfung. Wobei es derzeit eher Corona-Schutz-Hmpfung heißen sollte, denn die Bundesrepublik Deutschland leidet offenbar an multiplem Bürokratieversagen und krankt bei der ganzen Impfgeschichte ziemlich unglücklich rum. Weil das eine ganz normale CDU-Summe ist, haben wir Jens Spahn kürzlich eine Viertelmillion Euro überwiesen, damit wir das Chemnitzer Impfzentrum schon mal für euch testen und ein bisschen Impfpropaganda machen dürfen. Denn was im Sommer 2020 noch der Weltecho-Hof oder der Spumoni-gedeckte Balboa-Tisch war, wird bald das Impfzentrum sein: Der Place to be, der angesagteste Club der Stadt, jeder will hin, aber nicht alle kommen rein. Hier sollte man sich früher oder später oder vielmehr im Frühjahr oder später unbedingt ein- bis zweimal sehen lassen. Damit ihr gut darauf vorbereitet seid und beim Einlaufen ins Impfzentrum nicht stolpert und euch den Arm schon brecht, bevor er überhaupt geimpft werden kann, haben wir alles schon mal für euch getestet: Welcher Style ist angesagt, welche Substanzen werden konsumiert, wie hoch ist der Fun-Faktor und was sagt man eigentlich zu Bill Gates, wenn man ihn trifft? 

Coolness: Früher pilgerte man zum Feiern ins IfZ, heute macht man eine Spritztour ins ImpfZ. Das ist verständlich, denn in beiden Clubs kann man chemische Substanzen mit interessanten Nebenwirkungen konsumieren und danach völlig ungehemmt eskalieren. Also vielleicht. Das ImpfZ ist außerdem einer der wenigen Clubs, in dem man mit Anfang 30 der jüngste Gast ist, und ein bisschen wie Emmas Onkel zu besten Sonntagszeiten: Derart hip, dass man nur mit Reservierung einen Platz bekommt. Das Impf-Date vereinbart man auf einem sexy Sachsenportal, wo man sich einen passenden Termin matchen kann. Also vielleicht.

Einlass: Die Tür vom IfZ war hart, die Tür vom Impfzentrum ist härter, denn den Einlass regeln hier keine halbstarken Secus mit geschmacklosen Gesichtstattoos, sondern propere Soldaten mit freundlicher, aber eiserner Disziplin.  Die Türpolitik ist streng: Ohne Muttizettel kommt niemand rein, und nur Ausweis zeigen reicht auch nicht: Ihr braucht eure Krankenkassenkarte, einen Impfpass, die Terminbestätigung, die Einwilligungserklärung und den Anamnese-Bogen und aktuell noch ein Schreiben vom Arzt oder Arbeitgeber. Letzteres ist dann hoffentlich bald auch nicht mehr notwendig, wenn Jens den Stoff endlich für alle freigibt, #legalizeit.
Tipp: Anamnese-Bogen und Einwilligungserklärung am besten schon vorher ausfüllen und unterschreiben, im ImpfZ geht alles so schnell, dass man dafür eigentlich gar keine Zeit hat.

Schlange stehen: Weil das ImpfZ so angesagt und die Tür so hart ist, kann es schon mal passieren, dass sich davor lange Schlangen bilden, wie man sie sonst nur vorm Berghain oder vor Aldi-Märkten bei Schnelltest-Sonderangeboten sieht. Zum Zeitvertreib könnt ihr die neuesten Tweets von Karl Lauterbach lesen, Drostens Corona-Update pumpen, euch online einen Gästelistenplatz für die re:marx Printausgabe reservieren, Impfstoffe googeln und euch ein bisschen reinsteigern, bei Fassbook zynische Kommentare zum Chemnitzer CWE-Versagen abgeben oder Bananen-Witze reißen und dabei neue Boomer-Freunde finden. 

Der richtige Dresscode: Die meisten Gäste im ImpfZ tragen Beigetöne und Gestepptes in dezenten Farben, Granny Hair in verschiedenen peppigen Grau-Nuancen, dazu die angesagtesten Rollatoren oder neuesten Geh-Hilfen. Wenn ihr nichts davon habt oder braucht, kommt ihr zwar trotzdem rein, fallt aber ein bisschen auf und müsst mit abschätzigen Blicken rechnen. Ihr könnt natürlich auch endlich wieder mal Lippenstift auftragen, aber im ImpfZ herrscht Maskenpflicht, deshalb ist es sinnvoll, beim Make-Up eher die Augen zu betonen. Generell gilt für alle: Beim Impfen zeigt man Oberarm! Egal ob kurzärmliges Camp-David-Hemd, auffällige Germens-Kreation, Vintage-Vetements-Weste aus dem Gems, Siebzigerjahre-Fixer-Glam a la Christiane F. oder das heruntergekommene Home-Office-Muscle-Shirt – hier trägt man armfrei. Denn die Nadel ist der Star, und die bohrt sich am besten in den nackten Oberarm. Wer stolze Bizeps präsentieren möchte, sollte diese vorher noch gut einölen, Tätowierungen müssen allerdings nicht überschminkt werden. Tipp: Wer mit Rollator kommt, bekommt den BioNTech-Impfstoff gratis. 

Welche Substanzen werden konsumiert?
Im ImpfZ konsumiert man vor allem BioNTech und AstraZeneca (wenn der nicht gerade „ausgesetzt“ wird)  – beide Substanzen werden nicht gesnifft oder geschluckt, sondern von ausgebildetem medizinischen Personal gespritzt oder von Bill Gates persönlich gechipt. Die Sache mit BioNTech und AstraZeneca ist laut Medien und allgemeiner Bedenken ein bisschen so, als müsse man sich zwischen reinstem kolumbianischen Kokain und in einer Sonnenberg-Mülltonne gekochtem Meth entscheiden. Für Chemnitz, eine Stadt zweiter Klasse, absolut kein Problem: Mit Meth kennt man sich hier aus und mit Imageproblemen auch. AstraZeneca ist das Chemnitz unter den Impfstoffen: billig, schlechter Ruf und man bekommt Kopfschmerzen davon.
Letztendlich ist das aber egal, denn wie bei jedem guten Clubbesuch gilt auch im ImpfZ: Hauptsache, das Zeug knallt. Der Anspruch, sich in einer weltweiten Notlage den Impfstoff raussuchen zu können, ist ziemlich vermessen und im Prinzip so, als würde man beim Ertrinken noch ausführlich diskutieren, in welcher Marken-Rettungsweste man aus dem Wasser gefischt werden will.  

AstraZeneca ist ein Impfstoff auf Affenbasis, der BioNTech-Impfstoff funktioniert über ein Protein, und von beiden bekommt man eventuell Impfreaktionen. Zum Beispiel den coolen „Impf-Arm“, der ein paar Tage lang weh tut, aber als das It-Piece der Saison gilt, oder grippe-ähnliche Symptome. Das ist eigentlich ganz normal, passiert z.B. auch nach einer Grippeschutz-Impfung, und heißt im Endeffekt nur, dass euer Immunsystem ordentlich arbeitet. (Wir hatten fast gar nichts, unser Immunsystem performt aber auch nicht wie es soll) Diese Impfreaktionen sind am Ende nichts, wogegen nicht eine Dosis Ibu als Downer helfen würde, und vor allem nichts, das so schlimm ist wie ein Corona-Koma oder Long-Covid.

Status-Symbole: Was das Fixie für den Weltecho-Hof ist, ist der Impfstoff im ImpfZ: Die coolen Leute sind über 80 und ballern BioNTech. Da kann es schon mal passieren, dass es zu akuten Neid-Anfällen und Missgunst-Momenten in der Impfkabine kommt. Falls ihr dazu neigt, raten wir euch, vorher noch ein kleines Awareness-Training zu absolvieren oder eine Meditations-App zu konsultieren: In der Impfkabine zählen Dankbarkeit und Bescheidenheit und vor der Nadel sind sowieso alle Oberarme gleich.

Fun-Faktor und Flirtchancen: Im ImpfZ läuft die ganze Zeit harte, schnelle Organisations-Musik, hier ist weder Zeit für Romantik noch für Spaß. Man kann sich aber eine romantische Zukunft mit einem der Bundeswehr-Soldaten ausmalen, in der man privat seltene Munitionen sammelt, abends vorm Kamin gemeinsam durch Waffen-Magazine blättert und mit dem Panzer zum Einkaufen fährt und dabei alle SUVs um sich herum blass aussehen lässt. 
Ansonsten gilt: Menschen mit Impf- oder Nadelphobie haben hier garantiert keinen Spaß, alle anderen aber auch nicht – das ImpfZ ist ein Tempel der Effektivität. Nach dem Einlass zieht man keine Line, sondern eine Nummer, und dann heißt es: warten, aufgerufen werden, wieder warten, aufgerufen werden, noch mal kurz warten, Spritze in den Arm, Stempel in den Impfpass, rausgehen, noch mal bisschen unter nüchternem Neonlicht sitzen und warten, fertig. Das ImpfZ hat sich sein Partyformat offensichtlich von der 120-Minuten Party abgeguckt: Der Clubbesuch dauert höchstens eine halbe Stunde, und da künstliche Verknappung immer funktioniert, auch bei Zeit (siehe Leben), gilt es hier, alles zu geben.  

Bill Gates: Bill Gates ist natürlich persönlich da, und klärt euch nochmal über etwaige Nebenwirkungen des Chip-Implantats auf. Achtung, er spricht kein Deutsch, deshalb am besten noch mal euer Englisch auffrischen, wenn ihr genauere Fragen zum Chip habt. 

Das Leben danach: Hypochonder, wie wir es auch ein bisschen sind, verspüren eventuell direkt beim initialen Nadeleinstich erste Lähmungserscheinungen, Übelkeit, Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen, Unfruchtbarkeitsbeschwerden, Thrombose in den Beinen oder Genmutationen. Doch zum Glück verweilt man nach der Impfung noch bisschen in einem Warteraum mit medizinischem Fachpersonal und kann sich beruhigende Videoaufnahmen von Menschen in Krankenwägen anschauen. Sobald man das ImpfZ frisch gechipt verlässt, stehen draußen schon die Partybusse nach Belantis, Malle oder Ischgl bereit, in denen man bequem seinem neuen Leben entgegen fahren kann. Allerdings wäre da noch die Zeit zwischen „Prime“ und „Boost“ – das ist kein mit Energy Drinks gestrecktes Liquid Ecstasy, sondern die erste und zweite Dosis, die man sich im ImpfZ abholt.
Nach der ersten Impfung mit AstraZeneca muss man wohl noch etwa drei Wochen warten (falls man sie überhaupt bekommt), bis der erste Schutz wirkt, allerdings sind es dann noch einmal elf Wochen bis zum goldenen Schutz, weil eine längere Wartezeit zwischen den beiden Dosen die Wirksamkeit erhöht. Das lange Warten lohnt sich, denn danach wird garantiert alles anders. Chronisch Kranke wissen jetzt endlich, wofür ihr jahrelanges Leiden gut war. Man wird garantiert zur beliebtesten Person im ganzen Freundeskreis, mit der plötzlich alle abhängen wollen, vielleicht sogar indoor. Überhaupt hat man ganz neue Freizeit-Möglichkeiten: Man kann mit gültigem digitalen Impfpass und einer rüstigen Renter-Reisegruppe im Sommer zum Wandern nach Südtirol fahren, zusammen mit glücklich-gespritzten 80jährigen im Club feiern, auf all die Konzerte gehen, die nicht stattfinden, oder sich vor einer Bar betrinken, ganz allein. Danke, Jens!

2 Kommentare

  1. Kay

    Die Skepsis bei AstraZeneca ist aber berechtigt. Den Vektor-Imfpstoffen Sputnik und Johnson&Johnson wurde eine höhere Wirksamkeit nachgewiesen, obwohl es die selbe Impfstoffklasse ist.

    AstraZeneca wurde einfach zu früh auf den Markt geworfen, wahrscheinlich wegen dem Druck unbedingt der erste sein zu wollen.

    Wenn man in einigen Monaten, bei noch mehr Impfstoff-Kandidaten auf dem Markt, diese mit AstraZeneca vergleicht, kommt man zum Ergebnis, dass dieser Impstoff wirklich eine niedrigere Wirksamkeit hat, als die anderen.

    Jetzt wo es noch zu wenig Impfstoff in Deutschland gibt, muss die Regierung positive Werbung für AstraZeneca machen. Aber in paar Monaten wird es schon wieder ganz anders aussehen. Dann gibt es flächendeckend weitere Impfstoffe in ausreichender Menge.

    Also warte ich noch paar Monate mit der Impfung, um nicht krampfhaft diesen Zeneca-Stoff zu bekommen. Ist ja auch völlig verständlich, dass man sich dann für die bessere Alternative entscheidet.

    Fakt ist, dass AstraZeneca im Vergleich zu anderen, kein guter Impfstoff ist. Jedoch derzeit aufgrund des Mangels, leider (neben Biontech & Moderna) alternativlos ist. Das ist eben die Krux an der Sache.

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